Bottrop. . Der Mechaniker Rainer Schmidt kommt aus dem Saarland nach Bottrop. Ab März wird er in der bald letzten Zentralwerkstatt der Ruhrkohle arbeiten. Nach und nach ziehen 140 Werkstatt-Mitarbeiter von der Saar an die Emscher.

Richtig gute Bundesliga-Fußballspiele will er sich hier auf jeden Fall im Stadion ansehen. Ob in der Schalke-Arena oder im Westfalenstadion, da will Rainer Schmidt lieber erst einmal wissen, was ihm seine neuen Kollegen raten. Von der Rivalität unter den Fans der Revierclubs hat der Saarländer schließlich gehört. Ob es auch für die Zentralwerkstatt der Ruhrkohle gilt, dass Bottrop Schalke-Land sei, sicher ist sich Schmidt da nicht. „Ich habe da auch Kollegen getroffen, die aus der Dortmunder Gegend kommen“, sagt der Saarbrücker.

Noch ist Schmidt Vorarbeiter in der RAG-Zentralwerkstatt der Saarbergwerke in Hirschbach, die jetzt aufgelöst wird. Der 50-Jährige ist einer der Mitarbeitern, die bis Ende Juni nach Bottrop wechseln. Schmidt wird am 1. März seinen neuen Job in der Zentralwerkstatt an der Prosperstraße antreten. „Ich werde in Bottrop dasselbe machen, wie in Hirschbach und kann auch mit einigen meiner alten Kollegen zusammenarbeiten, die ich ja schon lange kenne“, sagte er. An der Saar wartete der gelernte Kfz-Mechaniker Walzenlader und Senklader, dafür gibt es dann auch in Bottrop Produktionsstraßen.

Ganz fremd ist dem Mechaniker Bottrop nicht

So ganz fremd ist dem Saarländer Bottrop nicht mehr. „Ich bin jetzt schon öfter mal dagewesen“, sagt Schmidt. Die Ruhrkohle organisierte Schnupperwochen für die neuen. „Auch in der Werkstatt war ich vor Jahren schon einige Male im Einsatz“, erinnert sich der 50-Jährige. Die neue Wohnung, die er in Bottrop beziehen will, wird gerade renoviert. „Bei der Suche hat mir die RAG geholfen“, erklärt der Saarländer. Für den Mehraufwand, der er wegen seines Zweitwohnsitzes und der Heimfahrten an den Wochenenden hat, zahlt ihm der Arbeitgeber eine Pauschale.

Die Wohnung in seinem Eigenheim in einem Saarbrücker Vorort wird der 50-Jährige verständlicherweise nicht aufgeben. „Meine Rückkehr aus Bottrop ist doch absehbar. 2017 ist hier für mich Schluss“, begründet der 50-Jährige. Für eine so überschaubare Zeit nehme er die Distanz von rund 340 Kilometern bis daheim in Kauf. „Die Alternative wäre sonst ja die Arbeitslosigkeit“, erklärt der Mechaniker.

Nach dem Erdbeben ging alles schneller als erwartet

Seit 1980 ist Schmidt in der saarländischen Zentralwerkstatt beschäftigt. „Damals hieß es, der Bergbau im Saarrevier habe Zukunft“, erinnert sich der 50-Jährige. Auch die guten Verdienst-Chancen hätten ihn gelockt. Nach dem starken Erdbeben, das der Bergbau 2008 im Saarland auslöste, kam das Aus für die Steinkohleförderung dort allerdings schneller als erwartet.

Bergwerke wurden nicht nur im Saarland geschlossen. Das weiß Schmidt nur zu gut. Längere Fahrten an die Werkbänke und Schächte sind auch für die Bergleute zwischen Rhein und Ruhr an der Tagesordnung. Dieses Los teilt der 50-Jährige bald mit seinen neuen Kollegen. „Ich habe mich letztens mit Leuten unterhalten, die müssen jeden Tag 50 bis 60 Kilometer zur Arbeit fahren, und zwar nur für einen Weg“, sagt der Mechaniker, „die haben es also über die Woche gesehen fast genauso weit wie ich bei den Heimreisen“.

Längere Touren scheinen den Saarländer ohnehin nicht zu schrecken, denn eines steht für ihn kurz vor seinem Umzug fest: „Mein Motorrad bringe ich hierhin mit“.

Die letzte Zentralwerkstatt der Ruhrkohle

Die Zentralwerkstatt in Bottrop wird bald die letzte der Ruhrkohle sein. 350 Beschäftigte arbeiten dann in der Werkstatt an der Prosperstraße. 140 Mitarbeiter, die in der Hirschbach-Werkstatt an der Saar eingesetzt sind, werden in die Belegschaft eingegliedert. „Niemand verliert hier seinen Job“, betont RAG-Sprecher Frank Kremer. Der Personalzuwachs werde nötig, weil Leute in die so genannte Anpassung oder in Rente gehen.

Die ersten Hirschbach-Kollegen seien schon da. Monat für Monat kommen neue hinzu. Der größte Schwung, nämlich 60 Mitarbeiter, mache sich im April auf den Weg. Der neue Werkstatt-Chef Fred Petto ist längst in Bottrop. Er stammt von der Saar und pendelt zwischen den beiden Werkstätten, bis der Betrieb in Hirschbach aufgelöst ist. Auch Maschinen des Bottroper Bergwerks Prosper-Haniel wurden dort gewartet. „Das rechnete sich für uns“, bekräftigte RAG-Sprecher Kremer, trotz der großen Entfernung. Denn Firmen am Markt könnten bestimmte Reparaturen nicht leisten, weil das Know-how fehle. Ohnehin erledige die eigene Werkstatt nur Aufgaben, die Fremdfirmen nicht schaffen.

Ein neuer Windkanal für die Wettermesstechnik

Die Bottroper Werkstatt wird umgebaut. Zwei Produktionsstraßen für Walzenlader und Senklader werden eingerichtet; und ein Windkanal, damit auch hier die Wettermesstechnik für die letzten Bergwerke gewartet werden kann. Den Part übernahm bisher die Werkstatt an der Saar.