Sie waren mal Freunde, drückten gemeinsam die Schulbank einer Bottroper Gesamtschule. Gemeinsam überfielen die beiden jungen Männer auch am 22. November vergangenen Jahres einen Kiosk in Essen-Dellwig. Vor Gericht müssen sie sich jetzt allerdings getrennt für die Tat verantworten.
Der 23-jährige Bottroper steht wegen schweren Raubes vor dem Essener Landgericht. Sein 19-jähriger Kumpan sagt als Zeuge aus. Er hat bald sein eigenes Verfahren in Bottrop. Mit der Freundschaft scheint es vorbei, die beiden belasten sich gegenseitig und behaupten, der jeweils andere habe zur Tat angestiftet.
Die Kiosk-Verkäuferin unterhielt sich gerade mit einem Kunden, als die Männer gegen 20 Uhr auftauchten. „Er klatschte mit eine schwarze Tasche auf die Theke“, erinnert sich die Zeugin und ringt um Fassung. Er habe eine Pistole „ sehr nah“ vor ihren Kopf gehalten und Geld gefordert, berichtet die 39-Jährige weiter, die den Überfall noch längst nicht verarbeitet hat.
Kokain genommen
Für diesen Teil des Überfalls soll der Jüngere zuständig gewesen sein. Der Angeklagte schildert, wie er sich angeblich im Auftrag des Freundes auf einen Kunden am Kiosk stürzte, ihn in den Schwitzkasten nahm, auf den Boden drückte und ihm den Daumen in den Rücken stieß. Der Kunde (36) erinnert sich noch gut an den Satz des Angeklagten, den er dazu hörte: „Sag keinen Mucks, sonst hast Du ein Loch.“
Der 23-Jährige flüchtete nach der Tat. Sein Kumpel wurde nicht zuletzt durch den Einsatz des Kunden festgehalten. „Ich war auf Adrenalin“, erklärt der Angeklagte seinen Zustand zur Tatzeit und berichtet von regelmäßigem Kokain-Genuss. Zwei Gramm habe er vor der Tat genommen.
Der 19-Jährige will davon niemals etwas bemerkt haben. Ein Gutachter soll den Angeklagten im Hinblick auf seine Schuldfähigkeit untersuchen. Der 23-Jährige, verteidigt von Rudolf Bockholt, gibt sich große Mühe, bei den Opfern um Entschuldigung zu bitten. Dem Kiosk-Kunden verspricht er fest: „ So was kommt nie wieder vor. Ich gebe mein Wort.“- „Ich hoffe“, antwortet der, „sonst steh ich wieder an der Bude“. Richter Rudolf Fink darauf scherzhaft: „Bitte verabreden sie sich nicht.“
Der Prozess wird fortgesetzt.