Ein 37-jähriger Bottroper steht wegen Totschlags vor Gericht. Er hat einen 41-jährigen Mann, angeblich sein krimineller „Chef“, im Juni 2011 in Oberhausen erschossen. Der Angeklagte behauptet, sein „Chef“ habe ihn zum Auftragskiller machen wollen.

Fünf Schüsse töteten am frühen Morgen des 15. Juni 2011 einen 41-Jährigen in der Nähe dessen Wohnung an der Vestischen Straße in Oberhausen-Osterfeld. Glaubt man dem Angeklagten, einem 37-jährigen Bottroper, der sich seit gestern wegen Totschlags vor dem Landgericht Duisburg verantworten muss, so war das Opfer genau der Mann, der den Schützen zu einem Auftragsmord zwingen wollte.

Auf die schiefe Bahn

Der Angeklagte, 1974 in einer kinderreichen und wohlhabenden Familie in der türkischen Stadt Gaziantep geboren und aufgewachsen, war 1996 nach Deutschland gekommen. Dort geriet er bald auf die schiefe Bahn. Ein Landsmann - das spätere Opfer - habe ihn in illegale Glücksspiele verwickelt, so der Angeklagte.

Der Mann, dem er vertraut und den er als gefährlichen „Boss“ angesehen habe, habe den Laden organisiert, er selbst sei für die Sicherheit verantwortlich gewesen, berichtete der 37-Jährige. Weil man einen Kompagnon des Chefs eingeschüchtert habe, sei er zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden. Nach der Haftentlassung 2008 habe er versucht, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, doch das sei misslungen. 2010 sei er wieder bei seinem alten Chef gelandet.

Der habe immer mehr „Fremdaufträge“ angenommen, für andere Schulden einzutreiben, erzählt der Angeklagte. Schließlich habe der Chef ihn dazu bewegen wollen, einen Auftragsmord zu begehen. „Er hat mir seine Pistole gegeben und gesagt: Wegmachen.“ Doch er habe sich für eine solche Tat nicht hergeben wollen. „Ich bin kein gedungener Mörder.“

In der Tatnacht habe er reichlich Alkohol und Kokain konsumiert, behauptet der Angeklagte vor Gericht.

Viele Verhandlungstage

Dann habe er sich von einem Bekannten zum späteren Opfer fahren lassen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht mache und wollte ihm die Pistole zurück geben.“ Doch der 41-Jährige habe ihn ausgelacht, ihn und seine Familie beleidigt. Er habe einen Angriff des Kickboxers gefürchtet. „Dann gab es plötzlich einen Knall.“ Erst danach sei ihm klar geworden, dass er selbst geschossen habe. Der Bekannte habe ihn dann vom Tatort weggebracht. Kurz darauf habe er sich gestellt.

Für das Verfahren sind bis Ende März ein Dutzend weitere Verhandlungstermine vorgesehen.