Bottrop. . Peter Schlönzke, Hape Kerkelings Filmfigur, die es vom lustigen Glückshasen zum TV-Star bringt, ist also ein Bottroper. Zu sehen im Capitol-Theater in Düsseldorf. Da kennen dann auch viele Bottroper - Kein Pardon.
Bei Schnittchen Schlönzke im Laden schwärmen sie über den Sommer. „Ooch, schön warm ist das heute“, sagt Mama Schlönzke, als sie ihrem Sohn zwei Tabletts belegte Brote in den Fahrradkorb legt. Wie das nur wieder gemeint ist? Egal. „Ich sag ja immer, wir hier in Bottrop haben den wärmsten Sommer vom ganzen Ruhrgebiet“, fällt ihr Oma Schlönzke ins Wort. „Genau, eigentlich ist hier ja Bottrop-Beach“, stimmt ihr Enkel ihr unter dem Gelächter des Publikums im Düsseldorfer Capitol-Theater zu.
Peter Schlönzke ist also Bottroper. Manchmal spielt dann auch noch ein Bottroper den tollpatschigen Schnittchen-Auslieferer, den seit Hape Kerkelings Filmsatire „Kein Pardon“ doch wohl fast jeder kennt, oder etwa nicht? Musical-Darsteller Thomas Hohler aus Bottrop springt ein, wenn Hauptdarsteller Enrico De Pieri nicht da ist. „Das macht mich als Lokalpatrioten natürlich stolz wie Bolle!“, sagt Thomas Hohler augenzwinkernd.
„Das ist ein Werbe-Effekt für die Stadt, fast doppelt so gut wie Innovation City“
Noch einer freut sich über die Bottrop-Nummern in dem Musical, das ein Team um Comedy-Star Thomas Hermanns aus Kerkelings Kultfilm entwickelte. „Gefühlt kommt Bottrop darin wohl fünfhundertmal vor“, meint Hermann Hirschfelder, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtmarketing-Gesellschaft. Der CDU-Ratsherr hat das Musical neulich besucht, die Karten waren ein Weihnachtsgeschenk. Gut 40 bis 50 Bottroper habe er unter den Zuschauern ausgemacht. „Man muss schon bereit sein, sich ein wenig selbst auf den Arm zu nehmen“, sagte der Jurist, „dann dieser typische Ruhrgebietsslang - eben einmal Ruhrgebiet, immer Ruhrgebiet“.
Doch Hirschfelder gewinnt dem Bühnenspaß auch professionell etwas Positives ab. „Ein ganzes Jahr lang spielt Bottrop jetzt darin eine wesentliche Rolle, und das Theater ist gerappelt voll“, sagte Hirschfelder, „das ist ein Werbe-Effekt für die Stadt, fast doppelt so gut wie Innovation City“.
„Bottrop ist eben typisch fürs Ruhrgebiet“
Bei der Kein-Pardon-Produktionsgesellschaft singen sie schon aus Gründen der Public Relation das Hohe Lied auf die Stadt. „Bottrop ist eben typisch fürs Ruhrgebiet“, antwortet Mitarbeiterin Yvonne Quadt auf die Frage, warum in dem Musical gerade Bottrop zur Heimat der Schlönzkes wird.
Musical-Autor Thomas Hermanns schlägt sogar eine PR-Brücke zwischen Bottrop und Düsseldorf. „Ich glaube, viele kleine Figuren, die da in Bottrop ‘rumlaufen, dieser typische Humor, das ist typisch Nordrhein-Westfalen“, sagte der Erfinder des Quatsch-Comedy-Clubs. Deshalb passe das Bottrop-an-der-Emscher-Musical auch ganz gut in die Landeshauptstadt am Rhein. Komponist Achim Hagemann knüpft den Klangteppich von B wie Bottrop bis B wie Broadway. „Man wird an einem gefühlten Faden durch eine Musikwelt geschickt, die sich erstreckt von Bottrop übern Teich“, sagte der Musiker.
„Irgendjemand muss mitbekommen haben, dass wir hier alle gut drauf sind“
Wie das so ist bei Comedians. Achim Hagemann, das ist jener Pianist, der bei Kerkelings legendärer Hurz-Veralberung im hohen Norden keine Miene verzog. Und Achim Hagemann ist auch Pavel Popolski. „Der Familie Popolski“ geht gerade wieder auf Tournee und spielt live „in der Zloty-Palast“. Aber, das passt ja irgendwie schon zu der Achse Polen, Klein-Warschau, Bottrop, jener Stadt, in der man die Currywurst noch mit eben jenen Zloty bezahlt.
Der Bottroper im Kein-Pardon-Ensemble hatte jedenfalls schon bei den Proben zur Musical-Aufführung viel Spaß. „Das Stück schadet dem Ruf Bottrops in keiner Weise“, sagt Thomas Hohler bestimmt. „Irgendjemand muss mitbekommen haben, dass wir hier alle gut drauf sind“, meint er.
Bei den Proben sei er ein begehrter Ansprechpartner fürs ganze Team gewesen. „Ich konnte ja immerhin öfter anbringen, ob wir das in Bottrop auch tatsächlich so machen würden oder nicht“, erzählt er und gibt dann preis , dass nicht alles waschecht sei am Bottrop-Musical: „In den Bierflaschen auf der Bühne ist gar kein echtes Bier drin. Das hätte es bei uns in Bottrop natürlich nicht gegeben“.