Bottrop. Der neue digitale Funk für die Feuerwehr kostet die Stadt einen hohen sechstelligen Betrag. Doch Studenten fanden heraus: So teuer wie gedacht wird er auch wieder nicht.

Die Feuerwehr funkt ab 2013 digital. Welche Vorteile das bringt, führte ein Studententeam zum Abschluss seiner Projektarbeit bei einem kleinen Test mit Aha-Effekt im Hörsaal der Hochschule Ruhr West (HRW) vor Ohren.

Beim Versuch Nummer eins mit einem analogen Funkgerät rauschte es, und es erklang eine ziemlich undeutliche und verzerrte Stimme. Beim Versuch mit digitaler Technik herrschte Klarheit vor. „Die Sprachqualität ist besser, und man hört die Stimme viel deutlicher“, sagte Student Christoph Kaspschak. Die Feuerwehrleute im Hörsaal nickten.

Angewandte Informatik

Die Studenten hatten während einer Projektarbeit im Studiengang Angewandte Informatik den Sprechfunk der Feuerwehr untersucht. „Sie haben sich gut ein Semester intensiv damit befasst“, sagte ihr Studiengangsleiter Prof. Gerd Bittner. Die Schlussfolgerung der Studenten aus ihrer Projektarbeit lautet: die Umstellung auf Digitalfunk sei womöglich kostengünstiger als gedacht, da sie wohl keine Umrüstung bestehender Funkanlagen in Gebäuden notwendig mache. Denn die Studenten hatten anhand ihrer Untersuchungen im Kaufland-Gebäude am Berliner Platz nachgewiesen, dass die digitale Sprechfunktechnik auch in kritischen Gebäuden wie Kaufhäusern oder Tiefgaragen gut funktioniert. Anders als bei der analogen Technik werden keine aufwendigen Verstärker benötigt. Funklöcher fanden die Studenten aber auch bei Einsatz der Digitaltechnik. „In Aufzügen, die mit Metall ummantelt sind“, erklärte Jan Eberwein.

Vor Störungen geschützt und abhörsicher

Das Geld für teure Relaisstationen kann die Feuerwehr sich zwar womöglich sparen, auch so aber wird die bessere Funktechnik die Stadt einiges kosten. „Es läuft auf einen hohen sechsstelligen Betrag hinaus, den die Stadt aus eigenen Mitteln aufbringen muss“, sagte Feuerwehrchef Kim Heimann. Während der Bund, der die Umrüstung zur Pflicht macht, und das Land die Kosten für das Funknetz tragen, muss die Stadt für ihre eigene Ausrüstung selbst zahlen. „Wir werden Mitte 2013 in den Probebetrieb gehen“, sagte Heimann. 2014/2015 werde die Feuerwehr digital funken. Trotz der hohen Kosten für die Stadt betont Beigeordneter Paul Ketzer: „Das ist dennoch in unserem Interesse. Wir wollen den neuen Funk. Wir warten seit Jahren darauf.“ Der ditiale Funk sei besser, weil er vor Störungen geschützt und auch abhörsicher sei, und die neuen Funkgeräte erlaubten auch eine Ortung per GPS. Wie wichtig dieser technische Fortschritt ist, machte auch HRW-Studiengangsleiter Prof. Bittner klar. „Wenn ein Feuerwehrwagen durch einen Tunnel muss, und der Funk fällt womöglich aus - oder wenn Feuerwehrleute in Tiefgaragen oder ähnlichen Bauten sind - kann das böse enden“, sagte er.

Die praktische Arbeit ist eine gute Abwechslung zu den Vorlesungen

Feuerwehrchef Kim Heimann fand es daher einfach klasse, dass die Studenten mit ihrer Arbeit halfen, Störungsquellen des neue Funks auszuschließen. Die Studenten wiederum lobten die Bereitschaft der Feuerwehrleute zur Zusammenarbeit. „Sie haben uns sehr geholfen, die Feuerwehr hat sich nie gesperrt, wenn wir etwas wollten“, freut sich Stefan Steinwasser. „Uns hat die praktische Arbeit großen Spaß gemacht. Das war eine gute Abwechselung zu den Vorlesungen“, ergänzt Thorsten Tatarek.

Anwendungsorientiert sollen die Studenten an der Hochschule Ruhr West lernen. „Daher setzen wir auf Projektarbeiten wie diese“, erklärte Hochschulpräsident Prof. Eberhard Menzel. „Ich freue mich, dass die Studenten ihre theoretischen Kenntnisse aus den Vorlesungen in der Praxis vertiefen konnten“.