Essen. Zum Schluss bedankte der Angeklagte sich bei jedem einzelnen Richter per Handschlag. Nicht als Spielhallenräuber hatte die II. Essener Strafkammer den 38-Jährigen aus der Bottroper Innenstadt verurteilt, sondern nur als Dieb, der gemeinsame Sache mit seinem Opfer gemacht hatte.
Auf ein Jahr Haft mit Bewährung erkannte das Gericht. Der Angeklagte hatte am zweiten Prozesstag gestanden, am 4. Februar den Überfall auf die Spielhalle „Casino Vegas“ in der City begangen und 500 Euro erbeutet zu haben. Die Tat sei aber die Idee der Spielhallen-Aufsicht gewesen, die den Raub ebenso wie er nur vorgetäuscht hatte. Das nahm die Kammer ihm ab. Richter Andreas Labentz: „Seine Variante der Tat überzeugt, zumindest ist es nicht zu widerlegen, dass es sich um eine abgesprochene Sache handelte.“
Verteidiger Oliver Allesch hatte dem vermeintlichen Opfer schon am ersten Prozesstag entsprechende Fragen gestellt. Die Frau verneinte aber. Am Freitag sah sich das Gericht dann nach dem Geständnis des Angeklagten die Videos aus der Überwachungskamera an. Zahlreiche Indizien für die Version des Angeklagten fand das Gericht in den Szenen: „Kurz vor der Tat legt sie Münzen griffbereit heraus. Als der Räuber kommt, passiert nichts, kein Zögern, kein Erschrecken.“ Dass sie lügen kann, hat sie laut Kammer gezeigt, als sie der Polizist sagte, sie kenne den Täter nicht. Zwei Tage später belastete sie ihn bei den Beamten, aus Angst hätte sie bisher geschwiegen. Dazu passt laut Kammer nicht, dass sie am Tag nach dem Raub ein Gespräch mit dem Angeklagten führte.
Staatsanwalt Bastian Wurm glaubte der Frau zwar und forderte drei Jahre und drei Monate Haft. Vermutlich wird gegen die Spielhallenaufsicht jetzt aber ermittelt werden.