Bottrop. . In der Disco im Südring-Center tanzen Schüler und Rentner im Discofox-Takt. Doch bis die Party im „Wohnzimmer“ vom Wendler richtig losgehen kann, ist viel Arbeit nötig. Bis zu 35 Leute schuften, damit die Besucher feiern können.

Ein Blick in die Waschräume, eine Kontrolle der Künstlergarderobe, Nadja Schubert saust durch die verschiedenen Räume im Tanzlokal Nina. „Bei euch alles klar?“, so die kurze Frage an das Thekenpersonal. „Sind wir soweit? Dann machen wir jetzt auf“, gibt sie das Kommando. Es ist 21 Uhr, es darf gefeiert werden. Als Betriebsleiterin muss Nadja Schubert alles im Blick – besser im Ohr – haben. Sie stöpselt ihr Funkgerät ein, fummelt den Kopfhörer ins Ohr und ist bereit. Jetzt ist sie über Funk mit allen wichtigen Stellen in der Disco verbunden. Mit dem Thekenpersonal genau so wie mit den Security-Mitarbeitern.

Anstehen vor der Tür

Vom Büro aus eilt sie zum Eingang. Tatsächlich, schon vor 21 Uhr haben sich hier die ersten Nachtschwärmer versammelt, haben gewartet, bis sich die Türen zum Schlager-Paradies im Südring-Center öffnen. Doch während für die Besucher der Abend jetzt beginnt, haben Nadja Schubert und ihre Kollegen schon die ersten Stunden hinter sich. Seit 18 Uhr wuseln die Mitarbeiter hier schon durch die Räume. Schließlich soll es für die Gäste perfekt sein. Das beginnt schon bei der Deko zum Cocktail. Also wird Obst geschnibbelt. Orangen, Limetten oder Sternfrüchte werden kiloweise hinter die fünf Theken der Disco gebracht.

Die Werbetafeln müssen auch beschriftet werden. Die Gäste sollen wissen, dass es die „Nina Spezial“, also den Hauscocktail „mit Alkohol“ heute zum Sonderpreis gibt. Und die Zapfanlage muss auch getestet werden. Es läuft, vielmehr Pils und Alt laufen. Nur beim Weizen hapert es noch. Der Zapfhahn bewegt sich keinen Millimeter. Erst als der Mitarbeiter sanfte Gewalt anwendet, fließt die bayrische Bierspezialität in die Gläser.

Davon haben selbst die ersten Gäste nichts mitbekommen. Sie entern nun die Tanzflächen. Wer klassische Discofox-Töne bevorzugt, kommt in die Royal Suite, wer eher Aprés-Ski oder Ballermann-Musik mag, ist im Partystadl besser aufgehoben. Und immer mitten drin: Nadja Schubert. Regelmäßig dreht sie ihre Runden, sieht überall nach dem Rechten, kontrolliert sogar die Anzahl der Haarspraydosen auf der Damentoilette.

Kein Neid

Unter der großen Discokugel wird getanzt. Foto: Matthias Düngelhoff
Unter der großen Discokugel wird getanzt. Foto: Matthias Düngelhoff © WAZ FotoPool

30 bis 35 Mitarbeiter – ja nach Wochenende – sorgen für einen reibungslosen Ablauf in der Disco. Darunter auch einige Schüler, die sich etwas dazu verdienen. Einer von ihnen ist Domenik. Der 19-Jährige, gekleidet in schwarzem Hemd und mit schwarzer Schürze, balanciert ein Tablett durch die feiernden Besucher. Neid? „Nein, irgendwann nimmt man das gar nicht mehr wahr, dass um einen herum alle feiern.“ Und was die Müdigkeit nach der Schicht angeht, „die ist genauso, als habe man selbst gefeiert“.

In der Royal Suite hat DJ Frank Neuenfels das Kommando übernommen. Routiniert beobachtet er das Treiben auf der Tanzfläche, klickt die nächsten Titel auf seinem Computer an. „Es gibt im Ruhrgebiet kaum Läden, in denen schon um 22 Uhr die Tanzfläche voll ist“, freut er sich. Dass die sich bei dem ein oder anderen Titel auch wieder leert – kein Problem. „Wir testen hier auch Songs. Wenn die nicht so gut ankommen, geben wir das als Rückmeldung und der Künstler muss vielleicht noch mal ins Studio.“

Der Wendler holt alle

Und Neuenfels weiß auch wie er die Tanzfläche wieder füllt. Zur Not hilft der Hausherr. Wenn Michael Wendler gespielt wird, kommen sie alle zurück. Vor allem wenn die „Hymne“ der Nina erklingt. „Nina, ich bin wieder im Fieber“, dröhnt der Wendler aus den Boxen. Und auf der Tanzfläche wird das Tanzschulwissen ausgepackt: Schritt – Schritt – Tipp – der Discofox-Rhythmus reißt alle Altersklassen mit. Könnte ein Teil der Gäste noch zur Schule gehen, nähern sich andere dem Frührentner-Alter. Und alles dreht sich – mal im simplen Grundschritt, mal mit komplizierten Figuren.

Bevor es richtig rund geht, müssen alle Details besprochen werden. Betriebsleiterin Nadja Schubert (li.) ist für den reibungslosen Ablauf der Abende in der Disco verantwortlich. Hier werden letzte Absprachem mit Thekenkraft Jessica getroffen. Foto: Matthias Düngelhoff
Bevor es richtig rund geht, müssen alle Details besprochen werden. Betriebsleiterin Nadja Schubert (li.) ist für den reibungslosen Ablauf der Abende in der Disco verantwortlich. Hier werden letzte Absprachem mit Thekenkraft Jessica getroffen. Foto: Matthias Düngelhoff © WAZ FotoPool

Inzwischen baut Jürgen Drews ein Schloss und Helene Fischer bietet einem nicht näher benannten Mann an, ihn morgen früh wach zu küssen. Es läuft gut, die Besucher feiern: „Und denkt dran, gleich kommt unser Stargast, Achim Petry“, zwischendurch greift der DJ noch einmal zum Mikro. Jetzt wird eine Ermahnung fällig: „Ihr beiden mit den Getränken – bitte verlasst mit den Gläsern die Tanzfläche.“

Dann kündigt er den Star des Abends an: Achim Petry kommt auf die Bühne, im Gepäck vor allem Papas Hits. Und als er oben das „Ruhrgebiet“ anstimmt, gibt es unten kein Halten mehr – die Fieberkurve in der Nina erreicht den Höhepunkt.