Bottrop.

Wie passt das zusammen? Während die Evangelische Kirche auf Landesebene - wie berichtet - aus Finanznot den Ausstieg aus dem Kita-Ausbau erwägt, plant sie in Grafenwald und Welheim die Eröffnung neuer Tagespflege-Gruppen. „Wir bewegen uns in Bottrop wohl gegen den Trend“, sagt Volkhard Graf, Geschäftsführer der Ev. Kirche. In Bottrop sieht er schon gar keine Kindergärten aus Geldmangel von der Schließung bedroht.

Dabei widerspricht er dem rheinischen Präses Nikolaus Schneider nicht, der sagt, die Kirchen könnten keine Investitionen mehr finanzieren. „Wir haben auch kein Geld“, erklärt Volkhard Graf. „Aber wir nehmen für den Ausbau der U3-Betreuung so gut wie kein eigenes Geld in die Hand.“ Stattdessen werde ausschließlich mit Fördermitteln von Stadt und Land gearbeitet: „Wir nehmen das Geld, stellen unsere Gebäude zur Verfügung und nutzen sie besser aus.“

Im Fuhlenbrocker Martin-Niemöller-Haus wurden Gebäude neu aufgeteilt, um dem Kindergarten mehr Raum zu geben. Ähnlich in Batenbrock: Die Gemeinde gab dort im vergangenen Jahr 200 qm Fläche auf, damit eine Kindertagesstätte eingerichtet werden konnte, wo sich die Gemeinde zuvor zum Gottesdienst versammelte.

Nach ähnlichem Prinzip will die Kirche in Grafenwald und Welheim - wie berichtet - Tagespflege-Gruppen einrichten. „Im Grafenwälder Gemeindezentrum wollen wir die Hälfte des Raums für eine neue Gruppe mit 14 Plätzen nutzen. Die Gemeinde setzt sich kleiner, und das gleiche ist in Welheim geplant“, erklärt Pfarrer Ulrich Schulte, Vorsitzender des Presbyteriums.

Das Verfahren habe Vorteile für alle Seiten: Das Land ist interessiert am Ausbau von Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder, mithin fließt Geld. Die Kirche kann Schritt halten mit dem gesellschaftlichen Wandel und ihr Angebot an den Bedarf anpassen, und die Eltern finden ein Platz für ihr Kind in der Tagesstätte. Gleichzeitig werden Familien über die Kita an die evangelische Kirche gebunden.

Sinkende Geburtenzahlen und steigender Bedarf an U3-Betreuung schufen vor wenigen Jahren eine neue Situation: „Wir sind schnell gewesen und haben früh begonnen, uns auch konzeptionell auf die Zukunft einzustellen“, so Graf. „Wenn man die Einrichtungen erhalten will, muss man den Einstieg in die U3-Betreuung wollen.“

Die evangelische Kirche will auch nicht im Abseits stehen, wenn die Kinder älter werden. An 15 Grundschulen gestaltet sie das Ganztags-Angebot, ebenso bei fünf weiterführenden Schulen. „Genau das wollen wir: In den Institutionen und in der Gesellschaft präsent“, erklärt Schulte.