Bottrop.

. Einen Pflegebedürftigen zu betreuen, bedeutet für erwerbstätige Angehörige einen oft kräftezehrenden Spagat zwischen beruflichen und persönlichen Verpflichtungen. Diese Doppelbelastung berührt auch die Interessen der Arbeitgeber, hast eine Studie festgestellt.

Denn die betroffenen Arbeitnehmer fehlen häufiger, geben ihre Arbeit auf oder verringern die Stundenzahl, sind weniger Produktiv; gleichzeitig sei die Betreuung der Pflegebedürftigen nicht optimal. Der Arbeiter-Samariter-Bund will in der Region Essen / Bottrop Unterstützungsangebote entwickeln, die auf die Bedürfnisse von Arbeitgebern und ihren pflegenden Mitarbeitern zugeschnitten sind. Um das Bedarfsprofil zu klären, hat der ASB eine Befragung in Auftrag gegeben. An der Universität Essen/Duisburg wurde ein Fragebogen entwickelt, den in Bottrop Projektleiterin Helen Tissen an die richtigen Adressen lenken will: An die Führungskräfte der überschaubaren Zahl von mittelständischen und großen Betrieben, in deren Belegschaft die Problematik eine Rolle spielen könnte. „Wir suchen Firmen, die an dem Projekt teilnehmen wollen“, sagt Wohnberater Ingo Scheuer. Die Befragung soll die berufstätigen und pflegenden Angehörigen einbeziehen: „Was vermissen sie, was bietet ihnen das Unternehmen?“, fragt Helen Tissen.

Mit der Pflegereform 2008 wurde die Pflegezeit“ eingeführt. Arbeitgeber sind seitdem verpflichtet, ihre Mitarbeiter für maximal sechs Monate für die Pflege eines Angehörigen freizustellen, allerdings ohne Lohnfortzahlung. Dieser Schritt kommt für viele Arbeitnehmer nicht in Frage, weiß Scheuer. Stattdessen will der ASB praxisnahe Angebote entwickeln, damit Angehörige mit seiner Unterstützung Pflege und Beruf besser vereinbaren können.

Resultate der Befragung sollen im Frühjahr 2012 vorliegen. Mit einer Umfrage zu diesem Thema betritt der ASB Neuland: „Wir wollen es antesten, bevor wir spezielle Angebote entwickeln“, erklärt Ingo Scheuer.