Bottrop / Dorsten.

Palmengesäumte Strände und Luxus-Safaris stehen nicht auf dem Programm von Karoline Winters, wenn die 19-jährige ab November für sechs Monate zum Kinderdorf Bottrop nach Gambia fliegt.

Abseits der ausgetretenen Touristenpfade will sie das afrikanische Land kennenlernen, indem sie seinen Bewohnern hilft. Ihr halbes Jahr in Afrika ist keine Reise in ein Urlaubs-Traumland, sondern ein Praktikum in der Realität: im Kinderdorf Bottrop in Gambia.

Kinder von Bauern, Fischern, Taxifahrern

„Im Wohlstand leben, das kennen wir alle. Ich wollte die andere Seite kennenlernen“, erklärt Karoline Winter, was sie auf den schwarzen Kontinent zieht. Die andere Seite, das sind im Kinderdorf Bottrop die Kinder, deren Eltern sich den Kindergartenbesuch ihres Nachwuchses nicht leisten können: Kinder von Bauern, Fischern, Taxifahrern. Kinder, denen Karoline Winter ab November etwas beibringen wird.

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Am Rand der Großstsadt Brikama lernen sie schon vor der Schule das ABC, um sie auf den späteren Besuch der Grundschule vorzubereiten. „Ich darf in jeden Bereich reinschauen“, freut sich die junge Dorstenerin: „In den Kindergarten, in die Schule .?.?.“. Die Schule, das ist die Berufsschule und das Herzstück des Kinderdorfes. Hier werden Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren zum Beispiel in Informatik oder Hauswirtschaft unterrichtet.

Dass die Abiturientin dabei helfen darf, kostet sie nicht nur Zeit, sondern auch Geld: Ihr Engagement ist ehrenamtlich. 1300 bis 1500 Euro, schätzt sie, wird sie für die Arbeit in Gambia bezahlen; Flug, Malaria-Prophylaxe und Versicherung inbegriffen. Den Betrag hat sie sich durch Nebenjobs erarbeitet, außerdem haben die beiden Omas etwas dazugetan. „Das ist es mir wert“, sagt die junge Frau überzeugt.

Tipps einer Bekannten

Das Praktikum könnte sich später als wertvolle Erfahrung erweisen: Nach ihrer Rückkehr will Karoline Winter studieren, wahrscheinlich European Studies, „eine Mischung aus Politik, Wirtschaft und Recht“. Vielleicht wird ihr Weg sie also dauerhaft in die Entwicklungshilfe führen. „In vielen Master-Studiengängen kann man sich darauf spezialisieren.“ Einstweilen bereitet sie sich aber auf Gambia vor, denn „Afrika kenne ich bisher nur aus Erzählungen“. Dabei half der Kontakt zu einer ehemaligen Praktikantin, die viele nützliche Tipps gab: unbedingt ein Moskitonetz mitnehmen, helle Kleidung tragen – die zieht die Mücken nicht so an – „und immer eine Taschenlampe dabei haben, falls der Strom ausfällt.“ Seit April ist Karoline Winter mit dem Kopf schon in Afrika. Nun wird es Zeit, dass der Körper folgt. „Ich freu mich. Jetzt möchte ich auch endlich hin.“