Bottrop. .
Wohlfühl-Atmosphäre oder gar Shopping-Oase, davon ist das Hansa-Zentrum weit entfernt. Die letzten Mieter sind raus, Mitte Oktober soll das Zentrum geschlossen werden. Ein Rundgang durch die Tristesse.
Nase zu und durch! Das gilt zumindest für den Eingang zum Hansa-Zentrum vom Berliner Platz aus. Wer von hier aus die Abkürzung durch das leerstehende Einkaufszentrum in Richtung Hansastraße nehmen möchte, sollte kurzzeitig die Luft anhalten. Beißender Uringestank steigt einem in die Nase. Es scheint Personengruppen zu geben, die – zumindest abends und nachts – die Eingänge zum Hansa-Zentrum mit einer öffentlichen Toilette verwechseln. Tagsüber, wenn der Wachdienst im Zentrum patrouilliert, scheint das Problem nicht so groß zu sein. Die Überreste der Nacht bleiben jedoch auch am Tage in der Nase hängen.
Eigentlich möchte man auf der Schwelle schon wieder umkehren. Durch das Hansa-Zentrum durch? Warum? Die letzten Läden sind in der vergangenen Woche ausgezogen. Jetzt bietet das Einkaufszentrum, in dem man nichts mehr einkaufen kann, allenfalls noch die Möglichkeit, trocken von einer Seite auf die andere Seite der Innenstadt zu kommen.
Drinnen dann die Überraschung: Die Rolltreppe rumpelt immer noch vor sich hin, obwohl kaum jemand im Haus unterwegs ist. Außerdem dröhnt Musik aus den Boxen. Klingt nach Leben? Klingt eher gespenstisch. Denn die Schaufensterscheiben sind teils blind, teils zugeklebt, in einigen wirbt der Eigentümer noch um neue Mieter. Dabei haben die letzten das Zentrum gerade verlassen. Ganz aktuell pappt im ehemaligen Blumenladen ein Zettel. Der verkündet die Neueröffnung an der Luise-Hensel-Straße, gegenüber des ZOB. Just gestern wurden die Pforten zur neuen Heimat geöffnet. Selbst der Euro-Shop im Obergeschoss – leer. Durch einige Schaufenster kann man in die Ladenlokale blicken. Trostlos, und das ist freundlich ausgedrückt. Im Ex-Blumenladen hängt ein Poster, das „Topfpflanzen-ABC“, gegenüber erinnern nur noch die Wandspiegel an den einstigen Friseursalon. Unterdessen blättert die Farbe, es tropft durch Decken, einige Deckenplatten sind unappetitlich braun verfärbt und biegen sich durch. Sich hier Shopping-Erlebnisse vorzustellen – dazu braucht es viel Fantasie.
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Voja Zoranovic ist ein Urgestein des Hansa-Zentrums. Seit 30 Jahren führt er das Steakhaus Drago. Am zweiten Weihnachtstag schließt er das Hansa-Zentrum ab und zieht um, bleibt aber in der Innenstadt. Die Verhandlungen mit einem neuen Vermieter lägen in den letzten Zügen.
Das Hansa-Zentrum ist dann endgültig tot. Wiederbelebung folgt ab Mitte Oktober, so die Auskuft des Besitzers.