Bottrop.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat im Vorjahr in Bottrop 96 Jungen und Mädchen mit Behinderung mit 1,3 Mio Euro bei der integrativen Erziehung in der Kita gefördert.
Der LWL unterstützt mit diesem Geld Kinder wie die dreijährige Clarissa, die seit einigen Wochen den Kindergarten in ihrer Nachbarschaft besucht. Für die Erzieherinnen hat sich rasch herausgestellt, dass das Kind besonderen Förderbedarf hat. Die Untersuchung ergab, dass Clarissa, die vier Wochen zu früh auf die Welt kam, an einer Entwicklungsverzögerung leidet, die Sprache sowie Motorik betrifft: Eine Erklärung dafür, weshalb sie beim Spielen immer sehr zurückhaltend ist. In der Kita werden zwei weitere behinderte Kinder gefördert, so dass der LWL eine zusätzliche Erzieherin finanziert.
Lars ist fünf Jahre alt und besucht ebenfalls einen Kindergarten. Er leidet an der Glasknochenkrankheit und muss besonders vorsichtig sein, weil seine Knochen keine größeren Belastungen vertragen. Lars weiß zwar, dass er ein Handicap hat, kann aber die besonderen Risikosituationen als Fünfjähriger noch nicht einschätzen. In seiner Kindergartengruppe ist auch eine Zusatzkraft eingesetzt, die sich fast ausschließlich mit ihm beschäftigt.
Clarissa und Lars sind zwei von über 9250 Kindern mit Behinderung, die der LWL mit 110 Mio Euro in ihren Kitas unterstützt. Ziel ist, Kinder mit Behinderung in die Gesamtgruppe zu integrieren. Dazu finanziert der LWL Zusatzkräfte in den Kitas. Sie sollen in der Regel das Team der Erzieherinnen zu verstärken, so dass alle Kinder in der Gruppe einschließlich der behinderten gut gefördert werden.
Clarissa hat gute Chancen, ihre Entwicklungsverzögerungen aufholen zu können, während Lars auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sein wird. Die klassischen Behinderungen - vor allem geistiger und körperlicher Natur - sind heute die Ausnahmen: Mehr als 70 Prozent der Kinder mit Behinderungen in Kitas haben inzwischen Entwicklungsverzögerungen. „Deren Zahl nimmt auch weiterhin zu, weil der medizinische Fortschritt das Überleben vieler Kinder sichert, die noch vor Jahren nach der Geburt gestorben wären. Außerdem schauen Eltern, Ärzte und Erzieherinnen heute besser hin“, so Klaus Dreyer, Referatsleiter im LWL-Landesjugendamt. „Es ist gut, dass Eltern die Rechte ihrer Kinder wahrnehmen, auch wenn das für den LWL mit zunehmend hohen Kosten verbunden ist.“