Bottrop. .

Auf Tour mit den Verkehrssicherheitsberatern der Polizei. Sie klären Rad- und Autofahrer über Gefahren und Fehler auf. Dabei steht Aufklärung vor Strafe. Denn die Zahl der Unfälle ist zuletzt wieder gestiegen.

Weit brauchen wir die Gladbecker Straße gar nicht hinunter zu fahren. Schon in Höhe des Brauhauses können Erich Kunze und Rolf Schmidt aktiv werden. Da kommt er nämlich schon: Der erste Geisterradler auf dem Radweg. Eine der Hauptunfallursachen und mit ein Grund, warum die Polizei in Bottrop eine große Aufklärungskampagne startet. Gerade Senioren sind im ersten Halbjahr 2011 häufig verunglückt. (die WAZ berichtete). Deshalb setzen Kunze, Schmidt und Kollegen auf Aufklärung.

Die gleichen Ausreden wie Autofahrer

Sie halten die Radfahrerin an. „Ich wollte doch nur . . .“ Dieses Sprüchlein kennen die beiden radelnden Polizisten zu Genüge. Was die Erklärungsversuche angeht, sind Radfahrer auch nicht kreativer als Autofahrer. Ruhig erklären die beiden, was die Radfahrerin falsch gemacht hat, in welche Gefahr sie sich begeben hat. „Denn“, sagt Schmidt, „kaum ein Autofahrer, der aus einer Einfahrt oder Einmündung kommt, bemerkt Radfahrer, die auf der falschen Seite unterwegs sind.“ Klar, auch der muss, bevor er losfährt, auf beide Richtungen achten. Macht er das nicht, hat das meist fatale Folgen für den Radfahrer, so wie in Höhe des Netto-Supermarktes an der Gladbecker Straße, wo es vor einiger Zeit zu einem Unfall kam. Denn Schuld ist in so einem Fall nicht der Autofahrer, sondern der Radfahrer, der in falscher Richtung unterwegs war. Da spielt es auch keine Rolle, ob er auf dem Radweg fährt.

Am Eigener Markt sind die Beamten aktiv. Foto: Birgit Schweizer
Am Eigener Markt sind die Beamten aktiv. Foto: Birgit Schweizer © WAZ FotoPool

Wobei die Nutzung des Radwegs auch nicht immer vorgeschrieben ist. An einigen Stellen entlang der Gladbecker Straße wurde die Nutzungspflicht aufgehoben, die blauen Schilder abmontiert. Hier kann der Radler auch auf die Straße, je nachdem, wo er sich sicherer fühlt.

Fahren, wo man sich sicher fühlt

Wir bleiben auf dem Radweg, für die Fahrbahn wären wir wahrscheinlich zu langsam unterwegs. Das ist auch ein Tipp der beiden Verkehrssicherheitsberater: Im Zweifelsfall soll ich da fahren, wo ich mich wohler, sprich sicherer fühle. Wer gern etwas flotter unterwegs ist, für den ist die Straße vielleicht besser, wer eher unsicher ist, gerade Senioren oder Kinder, sollten weiterhin den Radweg nutzen. Außerdem: im weiteren Verlauf Richtung Eigener Markt ist die Benutzung des Radwegs dann später sowieso wieder vorgeschrieben.

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Aber viel weiter kommen wir gar nicht. Schon wieder ein Geisterradler. Wieder reden Schmidt und Kunze auf ihn ein. Der Falschfahrer zeigt Einsicht, gibt zu, dass man als Radfahrer häufig zur Bequemlichkeit neigt, den kürzesten Weg nehmen will und dafür auch in falscher Richtung radelt. Doch die Bequemlichkeit kann teuer werden. 15 Euro werden in der Regel fällig. Telefonieren auf dem Rad kostet übrigens 25 Euro. Aber heute sind Kunze und Schmidt als Aufklärer unterwegs. Sie sprechen die Radfahrer an und so lange die ihr Fehlverhalten einsehen, bleiben die beiden bei einer Ermahnung. Außerdem bekommen die Ertappten einen Bußgeld-Katalog in die Hand gedrückt. Dort können sie nachlesen, was sie ihr Verhalten kosten würde.

Autofahrer sind auch im Blickpunkt

Aber auch auf die Autofahrer haben wir bei der Tour einen Blick. Denn auch die machen Fehler, die zu Unfällen führen. Bei den Senioren sind sie zu 40 Prozent an den Unfällen schuld. Aber es ist wie verhext. Heute scheinen sich die Autofahrer abgesprochen zu haben, Kunze und Schmidt entdecken nichts. Doch dann, auf der Fahrt zurück zur Wache werden sie doch noch fündig. Vor der Berufsschulhalle. Der Autofahrer telefoniert, hat den Motor abgestellt – eigentlich vorbildlich. Aber: Er steht im Halteverbot und halb auf dem Radweg. Rolf Schmidt weist ihn darauf hin. Aber auch hier gilt: Sie wollen aufklären, nicht bestrafen.