Bottrop. .

Demenz ist eine unheimliche Krankheit. Diesem fortschreitenden Verlust der Persönlichkeit den Schrecken zu nehmen, ist das Ziel einer Aktionswoche im Juni 2012.

Die Beteiligten, darunter Sozial- und Gesundheitsamt, beginnen sehr früh mit der Werbung, denn die Veranstaltungen sollen auf breiter Basis in der Stadt verankert sein. Vereine und Verbände, Schulen und Kirchengemeinden, Krankenhäuser und Künstler, kurzum: viele Gruppen und Bürger will man mit ihren Ideen und Aktionen ins Boot holen. Darüber hinaus stellt Sozialdezernent Willi Loeven unumwunden fest: „Wir sind hochgradig auf Sponsoren angewiesen.“ Auch sie sollen frühzeitig wissen, für welchen Zweck ihre Unterstützung gebraucht wird. Nicht für weitere Aufklärungskampagnen und intensive Beratung - dafür engagieren sich Demenz-Beraterin Barbara Josfeld und Dr. Astrid Danneberg seit 2003. Der Schwerpunkt soll auf der Lebenssituation der Erkrankten und ihrer Angehörigen liegen: „Wir wollen zeigen, dass der Umgang mit Demenzkranken positiv sein kann, wenn die richtigen Kommunikationsebenen hergestellt sind“, beschreibt Willi Loeven das Ziel.

Demenz und Lebensfreude schließen einander nicht aus. Diese Einsicht will Dr. Danneberg, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes, bei der Aktionswoche in erster Linie vermitteln. Zwar gibt es noch keine Heilung, aber die Erkrankten sollen alle Möglichkeiten ausschöpfen können, die Zeit des bewussten Erlebens nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Und auch in den folgenden Phasen müssen Kommunikation und Kontakt zur Umwelt nicht abreißen. Demente Patienten reagieren stark auf musikalische Reize und singen gern, sind auch über Malerei und tänzerische Bewegung erreichbar. „In den fachspezifischen Abteilungen nutzt man gern Musik und Kunst. Dieses Wissen wollen wir bei der Aktionswoche in die Öffentlichkeit hineintragen“, stellt Dr. Danneberg fest. Freude und aktives Miterleben sollen dabei den Ton angeben - nicht Furcht und Passivität. Drei Ebenen sollen die Veranstaltungen berühren: demenzkranke und angehörige sollen sich in geschützten Räumen durch außergewöhnlicher Erlebnisse neue Aktionsräume erschließen. Bei öffentlichen Veranstaltungen und Begegnungen will man Berührungsängste abbauen, und durch spielerische und humorvolle Aktionen will man dem Thema Demenz ein wenig Leichtigkeit und positive Assoziationen abgewinnen.

Die Resonanz sei groß, berichtet Barbara Josfeld - u. a. wollen sich Schulen, Künstler und eine Tanzschule beteiligen. Vor einigen Jahren noch sei eine Veranstaltungswoche solcher Art in der Stadt undenkbar gewesen, stellt Sozialausschuss-Vorsitzende Renate Palberg fest. Sie setzt sich dafür ein, demenzkranke in den Alltag und in die Gesellschaft zu zu integrieren, denn dort gehören sie hin: „Sie sind mitten unter uns. Das muss klar sein.“