Steven Kirchhof lebte ein Jahr lang in Greenfield, einer Kleinstadt in den USA. Ermöglicht hatte dies das Parlamentarische Patenschafts-Programm.

Fast Food, Football und große Autos: Das sind die USA, wie sie das Fernsehen zeigt. Steven Kirchhof besaß ein Jahr lang die Gelegenheit, das andere Amerika kennenzulernen. Der 17-jährige Eigener nahm am parlamentarischen Patenschafts-Programm teil, einem Austauschstipendium des Bundestages für junge Erwachsene. „Die jungen Leute sollen Botschafter sein“, so Bottrops SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Gerdes. „Es geht darum, das Land und die Kultur kennen zu lernen und sich auszutauschen.“

Seit zwei Wochen ist der junge Bottroper wieder da aus Greenfield, einer 36 000-Einwohner-Stadt neben Milwaukee im mittlerem Osten und lässt das Jahr in der Fremde Revue passieren: „Es war eine super Zeit in Amerika. Es hat einfach alles gepasst.“

Jedes Jahr können die Bundestagsabgeordneten einen Bewerber aus ihrem Wahlkreis nach Amerika schicken. Die Schüler und Auszubildenden wohnen dann bei Gastfamilien, die sich für das Programm freiwillig gemeldet haben. „Es war zuerst komisch, in einer fremden Familie zu leben“, so Steven. „Man steht morgens auf und weiß nicht, wie man sich verhalten soll. Wann isst die Familie Frühstück, wer möchte wann ins Bad oder kann man den Fernseher einfach anmachen?“

Steven hat sich mit seiner Bewerbung in Deutschland durchgesetzt. Nach einem persönlichen Gespräch mit MdB Gerdes war klar, dass er nach Amerika darf: „Zwar sind die Noten der Bewerber wichtig, aber vor allem muss die Reife da sein, es ein Jahr lang ohne seine Familie aushalten“, so Michael Gerdes. Das war bei Steven der Fall. Mit der Zeit gewöhnte er sich nicht nur ein, er fühlte sich als Teil der neuen Familie. Seine Gasteltern, eine Lehrerin für hör- und sehgeschädigte Kinder, und der politisch interessierte Gastvater, der ihn immer nach der deutschen Sicht der Dinge befragte, hätten ihn behandelt wie ihren eigenen Sohn, erzählt Steven. Mit seinem gleichaltrigen Gastbruder besuchte er die Whitnall High School und fand schnell Anschluss: „Die Amerikaner wissen nicht viel über das heutige Deutschland, haben aber auch keine Vorurteile“, so Steven, „eher war ich derjenige, der Vorurteile hatte. Ich habe gedacht, dass alle Amerikaner nur Fast Food essen, kurze Hosen tragen und dort das ganze Jahr die Sonne scheint.“ In seinem USA-Jahr wurde er nicht nur eines Besseren belehrt, sondern hat die Menschen gleich ins Herz geschlossen. Er freut sich auf den Bottrop-Besuch seiner Gastfamilie im nächsten Jahr.

Die Dorstenerin Josepha Grewer startet in drei Wochen als Nächste nach Amerika. Dorsten zählt wie Gladbeck ebenso zum Wahlkreis von SPD-MdB Gerdes.