Die Schulleiterin der Cyriakusschule ist gegen die Abschaffung der Schreibschrift. Sie betont den didaktischen Wert. Zudem besitze Schreiben eine kontemplative und ästhetische Seite.
Auf einem DIN A4-Blatt hat Ursula Kraemer-Büscher ihre Argumente verfasst - handschriftlich. Die Rektorin der Cyriakusschule bezeichnet sich selbst als eine „Traditionalistin“. Von der Idee, die Schreibschrift abzuschaffen, hält sie gar nichts.
„Die Erklärung, man könne so die Rechtschreibung verbessern, finde ich unsinnig. Fehler hängen nicht von der Schriftform ab, sondern sind Schwächen in der Wortbildungsfindung. Da stimmt die Zuordnung zwischen Laut und Buchstabe nicht“, argumentiert sie. „Die anspruchsvolle Schreibschrift ist zudem ein Training für die Vernetzung der rechten und der linken Gehirnhälfte. Und es fördert die Figurengrundwahrnehmung,“, so die Schulleiterin weiter.
In Hamburg ist es den Schulen schon freigestellt; in Berlin wird derzeit experimentiert, ob der Unterricht von Schreibschrift überhaupt noch Sinn macht. Anstelle dessen soll eine Grundschrift – also eine Druckschrift, die mit Bögen zwischen den Buchstaben verbunden ist – gelehrt werden. So können die Kinder schneller und einfacher schreiben lernen, sagen Experten.
Philipp Jostes ist acht Jahre alt. Deutsch gehört nicht zu seinen Lieblingsfächern. „Mit der Druckschrift kann ich ordentlicher schreiben“, behauptet er. Er geht in die dritte Klasse der Cyriakusschule. In seinem Alter bildet sich die individuelle Handschrift heraus. Bei Philipp ist diese nicht sehr gewissenhaft, wie er selber zugibt. „Es macht nicht so viel Spaß. Weil meine Schrift so unordentlich ist, habe ich nur eine Zwei bekommen.“ Neben ihm sitzt Lena Nemre Klein. Sie hat Freude am Deutschunterricht. „Wie in einer Räuberhöhle“, schreibt sie in ihr Heft, alles ganz sauber - jeder Schnörkel sitzt. Sie ist stolz auf ihre gute Handschrift.
Die gleichen Argumente
Die jetzige Diskussion erinnert Kraemer-Büscher an die Einführung der so genannten vereinfachten Ausgangsschrift (VA). „Damals hat es die gleichen Argumente gegeben: die Traditionalisten auf der einen, die Reformisten auf der anderen Seite.“ Schon damals war sie skeptisch. „Noch mehr Vereinfachen geht nicht. Außerdem kommt in meinen Augen zu kurz, dass Schreiben auch etwas Kontemplatives, etwas Ästhetisches besitzt.“