Bottrop. .
„Sommerloch“ – das klingt nach Langeweile, Einsamkeit, purer Einöde. Dass ein Sommerloch aber auch seine guten Seiten haben kann, beweist die so betitelte Ausstellung, die aktuell in der Städtischen Galerie im Kulturzentrum August Everding zu sehen ist. Sechs Fotografen, davon vier Mitglieder des Bottroper Künstlerbundes, zeigen ihre Arbeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen der modernen Fotokunst – ein Mix, der den Betrachter garantiert aus seinem Sommertrott herausreißt.
Für jede Menge Überraschungen sind beispielsweise die Arbeiten von Bernd Stappert gut: Auf den ersten Blick erkennt der Betrachter knorrige, alte Baumteile – doch plötzlich offenbart sich eine Welt hinter der vergangenen Schönheit: Dort ist ein Krokodil zu sehen, hier formt sich aus den trockenen Hölzern ein Affenkörper. Sogar ein Kamel-Kopf lässt sich mit gar nicht allzu viel Fantasie erkennen: „Den habe zufällig ich am Eingang vom Elefantenhaus bei einem Besuch im Zoo gefunden“, sagt der Fotograf.
Ebenso zeugen die Arbeiten Michael Kaprols von einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik – in neu errichteten Räumen, aber auch in alten Industriekulissen wie der Kaue am Malakoffturm findet der Bildjournalist seine Motive und setzt sie so um, dass sie den Betrachter mit ihrer malerischen Stille umgeben.
Schein-Realitäten
Ruhe ist auch ein Merkmal in Roland Göhres Bildern. Aber nicht nur das: „Ich wollte einfach mal sehen, wie viel Glamour man dieser Stadt entlocken kann“, sagt der Fotograf – und streifte dafür des nachts über Bottroper Straßen. Was er fand, hielt er als beeindruckendes Zusammenspiel von Lichtern und Dunkelheit fest. Die Schranken hinter dem alten Bahnhof, ein Blick auf die Welheimer Mark – diese Stadt kann so einiges, das man auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde.
Sehr bodenständig präsentiert sich dagegen die Reihe „Dixiland“ von Jürgen Christian. Die Hauptrolle haben hier die Dixi-Klos, die uns täglich und überall begegnen. „Sie sind so herrlich uneitel. Die müssen sich nicht erst schminken, bevor sie bereit fürs Foto sind“, schmunzelt Christian. Und recht hat er – hier offenbart sich eine Geradlinigkeit von handfester Schönheit. Ganz sicher sieht der Betrachter die blauen Plastikhäuschen danach mit anderen Augen. Neue Blickwinkel vermitteln auch die Arbeiten von Ralf Bertram und Wolfgang Fröhling. Bertram vermag durch Negativbilder den besonderen Zauber alltäglicher „Schein-Realitäten“ hervorzuheben: Pflastersteine werden so zu leichten, fliegenden Leuchtgebilden. Fröhling dagegen zeichnet in seinen Fotos „bewegte Landschaften“ nach – und meint damit beispielsweise Koks- und Kohlehalden, sie sich durch Ab- und Umlagerungen ständig verändern.
Zusammen bilden die Arbeiten der Fotokünstler eine spannende Reise in die Welt der Fotografie - die wirksamste Vorbeugung gegen ein Sommerloch.