Bottrop.
Schneller wäre besser: Rund drei Monate muss sich ein Arbeitnehmer zurzeit gedulden, bis das Finanzamt seine Steuererklärung bearbeitet hat.
Zwei Gründe sind nach Darstellung der stellv. Leiterin Elisabeth Rath-Markert verantwortlich für den Rückstau. Die Außendienste des Finanzamts wurden personell komplett besetzt, weil die Politik eine größere Zahl von Betriebsprüfungen verlangt, um mehr Steuern einzunehmen. Als Folge sei nun im Innendienst das Personal knapp.
Der zweite und ausschlaggebende Grund für die Verzögerung sei die Ablösung der Lohnsteuerkarte, in Deutschland seit 1925 verwendet, durch die elektronische Lohnsteuerkarte unter dem Kürzel ELSTAM. Bis 2009 haben die Kommunen Lohnsteuerkarten ausgestellt, anschließend ging die Pflege und Aktualisierung der steuerrelevanten Angaben auf das Finanzamt über, das seither für die Berichtigung von Lohnsteuerabzugsmerkmalen und Steuerklassenänderungen zuständig ist. Die Meldebehörden der Stadt übermitteln der ELSTAM-Datenbank nur noch Daten wie Geburt eines Kindes, Kirchenaustritt, Heirat oder Scheidung. Bekanntlich wird es ab Januar 2012 keine Lohnsteuerkarten mehr geben - der Arbeitgeber wird alle für ihn wichtigen Daten des Arbeitnehmers aus der Datenbank abrufen können.
Die Übernahme dieser Aufgaben habe sich im Bürgerbüro in 4500 Bürgerkontakten - schriftlich, mündlich, telefonisch- niedergeschlagen, sagt Thomas Hasebrink, der für das Bürgerbüro verantwortlich ist. „Diese Arbeit, die uns aufgebürdet wurde, ist zusätzlich zu leisten. Das ist ziemlich eng und kostet Arbeitskraft.“ Pro Anfrage rechnet er mit zehnminütiger Bearbeitungszeit. Denn das Verfahren sei noch neu, die Mitarbeiter müssten sich erst einarbeiten.
Die Folge der Mehrarbeit: Ende Juni lagen rund 1000 unerledigte Arbeitnehmer-Erklärungen mehr in den Schränken als noch im Vorjahr. Und die Bürger müssen bei der Abgabe ihrer Lohnsteuererklärungen auf umfassende Beratung verzichten, wie sie früher noch an der Tagesordnung war. Ein Service wie im Vorjahr sei nicht mehr leistbar, bedauert Hasebrink.
Um Personalabgänge auszugleichen, bietet das Finanzamt mehr Ausbildungsplätze als in den Vorjahren an. Bewerbungen werden ab 22. Juli angenommen. Informationen unter www.studium-im-finanzamt.de und www.ausbildung-im-finanzamt.de