Bottrop.

„Ey, gehse heute Disco?“ „Weiß nisch, Digga! Ersma chillen, dann abchecken.“ – so oder so ähnlich laufen sie ab, die Gespräche vieler Jugendlichen von heute. So manch Erwachsener reibt sich ob dieser Sprache verwundert die Augen, bzw. die Ohren. Dabei hat diese Form der Kommunikation sogar eine eigene Bezeichnung: „Kiezdeutsch“.

„Was ist Kiezdeutsch, was ist normal? Das ist natürlich alles auch regional eingefärbt“, sagt Martin Welling, Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums. In wie weit diese Sprache bereits auf „seiner“ Schule gesprochen wird, vermag er nicht zu sagen. „Man ist ja nicht bei jedem Gespräch dabei.“ Allerdings legen Welling und der Rest des Kollegiums großen Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise innerhalb der Schulmauern. „Die Antworten der Schüler müssen in ganzen Sätzen und vernünftig formuliert sein.“ Ein für Welling sehr wichtiger Punkt: „Spätestens bei den mündlichen Abiturprüfungen muss man sich ja verbal äußern. Und die sprachliche Form ist ein Bewertungskriterium.“

Ein wenig bedauerlich findet Welling den aktuellen Sprachtrend schon: „Die Vielfalt hat abgenommen. Dabei ist doch die Sprache unser bestes Kommunikationsmittel.“

Eine etwas andere Meinung hat dagegen Detlef Grzebellus, Schulleiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule: „Ich sehe hierbei keinen Verfall der Sprache. Denn Sprache hat sich doch schon immer entwickelt und tut dies auch jetzt noch täglich.“ Grzebellus erinnert sich, dass auch seine Generation in der Jugend Formulierungen gebraucht habe, die bei den Eltern Kopfschütteln hervorgerufen hätten. „Sprache bleibt nie stehen. Wenn man den Jugendlichen heute Texte von Walther von der Vogelweide oder Luther vorsetzt, verstehen sie davon auch kein Wort.“

Wie bei Kollege Martin Welling ist auch für Detlef Grzebellus das Kiezdeutsch im Klassenzimmer und auf dem Papier tabu. „Sowohl im mündlichen als auch im schriftlichen Bereich legen wir Wert auf eine gute Ausdrucksweise. Da werden umgangssprachliche Formulierungen nicht geduldet“, so Grzebellus.

Vor allem das Wegfallen von Präpositionen und Artikeln oder aber die Aussprache bestimmter Worte (ich wird zu isch, dich wird zu disch) sind in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten. „Aus diesem Grund hatten wir ja mal in unseren Glaskästen Aushänge mit dem Titel ‘Es geht auch mit Artikeln’“, sagt Grzebellus schmunzelnd.

Viele kreative und lustige Dinge

„Die Jugend hat immer ihre Sprache gehabt“, sagt Reinhard Schönfeld. Der Leiter des Josef-Albers-Gymnasiums habe sich mittlerweile an das Kiezdeutsch gewöhnt. „Manchmal ist es etwas schwierig und natürlich gehe ich als Lehrer auch mal dazwischen. Viele Dinge sind aber auch kreativ und lustig“, gibt er zu.

Viele Leute lassen sich fälschlicherweise dazu hinreißen, der Jugend von heute mangelnde Intelligenz zu unterstellen. Für Schönfeld aber nicht das Kernproblem. Vielmehr zeigten die vielen multimedialen Einflüsse ihre Wirkung. „Es herrscht die Vorstellung, Infos besser über Bilder als per Sprache vermitteln zu können.“