700 Männer und Frauen erleiden jährlich in unserer Stadt einen Schlaganfall. Je schneller sie behandelt werden, desto größer sind ihre Heilungschancen. Was zu tun ist, wenn sich Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen einstellen, warum sofortige Hilfe wichtig ist und wer zu den Risikogruppen zählt, erfahren die Bürger am Mittwoch, 11. Mai, bei der Aktion „Ruhrgebiet gegen Schlaganfall“ auf dem Berliner Platz. Dort finden Besucher von 9 bis 13 Uhr einen roten Doppeldecker-Bus, der umgerüstet wurde zu einer mobilen Untersuchungs- und Informationseinheit.

Das Knappschaftskrankenhaus (KKH) hat den Bus für eine Aufklärungskampagne in die Stadt geholt, und Mediziner und Mitarbeiter der neurologischen Klinik werden im Bus nicht nur Broschüren verteilen und Fragen beantworten. Sie bieten auch eine Untersuchung der Halsschlagadern sowie die Messung der Blutdruck-, Blutzucker und Cholesterinwerte an, um das persönliche Risiko eines Schlaganfalls zu bestimmen. An der Aktion beteiligen sich auch die Knappschafts-Krankenkasse und die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe.

Die einzig richtige Reaktion beim Verdacht auf Schlaganfall besteht in einem unverzüglichen Anruf unter der Notarzt-Nummer 112, „besser einmal umsonst als einmal zu spät“, betont Dr. Reinhold Dux, Leiter der neurologischen Klinik des KKH.

Nach einem Schlaganfall eröffnet sich den Medizinern ein Zeitfenster von drei bis vier Stunden, um mit der Behandlung zu beginnen. Dabei wird mit der Lysetherapie das Blutgerinnsel aufgelöst, das das Blutgefäß im Gehirn verschließt. Die zweite häufige Ursache ist eine Hirnblutung, der Effekt in beiden Fällen gleich: Das Hirngewebe erhält zu wenig Sauerstoff und stirbt ab. Soll dieser Prozess gestoppt werden, muss die Behandlung rasch beginnen. Bereits eine Stunde nach dem Schlaganfall sinken die Aussichten auf völlige Wiederherstellung ab, betont Dr. Dux.

Oberarzt Dr. Michael Sarholz berichtet von einer Patientin, die sich am Morgen unsicher auf den Beinen fühlte und unter Sprachstörungen litt. Im Lauf des Tages wurde der Hausarzt informiert, „viel zu spät“, stellt Sarholz fest. Der Mediziner riet zur Fahrt ins Krankenhaus, aber nichts geschah. Erst am Abend wurde die Patientin in die Neurologie eingeliefert - zwölf Stunden nach dem Schlaganfall. „Zu einem früheren Zeitpunkt hätten wir mehr tun können“, sagt der Neurologe. Nach dem Motto: Zeit ist Hirn.

Diese zögerliche Haltung gegenüber den Symptomen eines Schlaganfalls erleben die Mediziner oft. Denn er verläuft schmerzfrei, und Anzeichen wie Taubheit oder Sehstörungen werden zunächst ignoriert. „Nur zehn Prozent aller Patienten kommen innerhalb des Zeitfensters ins Krankenhaus“, stellt Sarholz fest.