Bottrop. .

Ab 1. Mai können Bürger aus acht osteuropäischen Ländern der europäischen Union in Deutschland uneingeschränkt arbeiten und sich eine Anstellung bei einem deutschen Betrieb suchen, ohne zuvor eine Arbeitserlaubnis einholen zu müssen.

„Wir erwarten nicht die große Menge von Arbeitssuchenden, und die Vorstellung, dass sie für wenige Euro pro Stunde ihre Dienste anbieten werden, ist völlig abwegig“, betont Hermann Eiling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster.

Die Verhältnisse in Osteuropa und dem Westen hätten sich über die Jahre angeglichen,auch deshalb rechnet Eiling nicht mit großem Andrang. Auf zwei Sektoren des Arbeitsmarktes, so seine Überlegung, könne sich wachsendes Interesse osteuropäischer Arbeitskräfte bemerkbar machen. Er erwartet im Bereich des Baugewerbes eine moderate Zahl von Interessenten, qualifiziert und mobil. Er verbindet damit die aus seiner Sicht positive Perspektive, dass dieser Zuzug von Arbeitnehmern beitragen könne, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Darüber hinaus geht Eiling davon aus, dass auch der Pflegebereich das Interesse osteuropäischer Arbeitnehmer spüren könnte. Denn der Bedarf an Pflegekräften in Deutschland sei sicherlich in Osteuropa bekannt.

Aber noch scheint dieser Bedarf bei einem Arbeitgeber wie dem Diakonischen Werk beispielsweise beherrschbar zu sein. Die Aussicht auf zusätzliche Bewerberinnen aus Osteuropa, die sich für einen Arbeitsplatz in der Pflege interessieren, spielt dort keine Rolle: „Wir haben keine Probleme, unsere Plätze zu besetzen“, stellt Pressesprecher Michael Horst fest, zudem bilde die Diakonie eigenes Pflegepersonal am Standort Bottrop aus. Bei anderen Arbeitgebern in der Pflege könne sich ein ungünstigeres Bild ergeben, aber die Diakonie habe keine großen Sorgen, sagt Horst.

Christoph Pieper, Geschäftsbereichsleiter der IHK Nord Westfalen mit Sitz in Gelsenkirchen, erkennt in der Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus Osteuropa mehr Chancen als Risiken, und in dieser Einschätzung sei er sich einig mit vielen angeschlossenen Unternehmen. Auch Pieper nennt als Beispiel für einen Sektor, dem die Arbeitskräfte fehlen, den Pflegebereich. Dieser Mangel mache sich aber zunehmend auch in anderen Branchen wie dem Rohrleitungsbau bemerkbar.