Sie sind Legende. Ihre Hits werden immer noch gesungen, gesummt, gepfiffen - ob „Kleiner Kaktus“ oder „Wochenend und Sonnenschein“, ob spanische „Isabella“ oder „Veronika“ und der Lenz.
Genau dieses Lied leiht den Titel für Gottfried Greiffenhagens Bühnenversion über die „Comedian Harmonists“.
Eine Weltkarriere
Das Sextett, darunter der Pianist Erwin Booz, durchlebte und -litt eine Weltkarriere in den 20-er und 30-er Jahren, bis die Nazis die Gruppe spalteten - in Arier und Juden. Nach 1935 traten die „Vokal-Harmonisten“ nicht mehr auf, obwohl alle den zweiten Weltkrieg überlebten.
Ausverkauft war die JAG-Aula bei diesem Gastspiel der Berliner Komödie am Kurfürstendamm. Dort kam die Erfolgsproduktion 1997 heraus - und seitdem touren die bestens aufeinander abgestimmten schauspielernden Sänger oder singenden Schauspieler Holger Off, Olaf Drauschke, Ralf Steinhagen, Philipp Seibert und Wolfgang Höltzel, dazu der versierte Pianist Horst Maria Merz, durch die Städte. Überall werden Stück und Inszenierung, vom Berliner Intendanten Martin Woelffer pointensicher verantwortet, gefeiert. So auch in Bottrop. Nach den Noten des letzten melancholischen Lieds erhoben sich die alten und neuen Fans von „Comedian Harmonist“ von den Sitzen. Da war auch eine Spur von Betroffenheit zu merken.
Greiffenhagen, den viele Theaterfreunde im Ruhrgebiet von der „Ära Zadek“ am Bochumer Schauspielhaus her kennen (und schätzen), hat zusammen mit dem Musik-Arrangeur Franz Wittenbrink eine ebenso anrührende wie fesche Hommage an die Männer-Runde mit den schönen Stimmen geschrieben. Ihm gelingt eine Mischung aus Zeitgeist und Charakterstück, aus Musical und Show-Spiel. Da stimmt nahezu jede Geste, jedes Wort, jeder Gag. Die Lieder werden nicht lieblos aneinander gereiht, sondern jede Song-Einlage wirkt begründet und zwingend.
Ein wahrer Glücksfall
Hier sind große Theaterprofis am Werk, das merkt man schon nach wenigen Minuten - nach der grotesk-komischen Casting-Revue im Berlin der Reichshauptstadt-Epoche.
Die vielen feinen oder auch mal etwas derberen Zwischentöne, die Greiffenhagen anschlägt, lassen kaum etwas von der Problematik und dem späteren Glanz dieser originellen Gesangs-“Kapelle“ aus. Die Begegnung mit der NS, das mehr oder minder ausgelebte Judentum der drei Mitglieder, die Finanznöte der ersten Jahre, die Glücksmomente der ersten wichtigen Engagements und die Egoismen einzelner Mitglieder. Ein dauerndes Auf und Ab - man blickt in die Seelenlage und zugleich in die Geldbeutel der Harmonists-Gründer.
Ein wahrer Glücksfall sind die farbig abgesetzten Stimmen, ganz im Sinne der historischen Vorgabe. Die Gruppe ist, rund 75 Jahre später, so gut wie das Original. Das will ‘was heißen in diesem schwierigen Konzert-Theater-Metier. Veronika und Co. leben weiter...