Bottrop.
. Da soll noch mal jemand sagen, Frauen hätten keine Ahnung von Fußball: Bei der Altweibersitzung der Plattdütschen tummelten sich jede Menge Fußballnärrinnen – passend zum diesjährigen Motto „BVB und S04 – Waold un Hei eint das Revier“.
Allein durch die Farbe ihrer Kostüme bezogen viele jecke Weiber eindeutig fußballpolitische Stellung. Nur ihre Präsidentin Dagmar Preuß-Kizyna wollte sich nicht recht entscheiden. Das Ergebnis: eine diplomatisch kombinierte, blau-gelbe Fußballkluft und die Erkenntnis: „Fußball ist mir sowas von egal, ich will mit euch feiern deftigen Weiberkarneval.“ Und den gab es an diesem Abend zuhauf. Unter den Augen des hauseigenen Prinzenpaars, Julia I. und Christoph I., und mit einem verrückten Elferrat aus Fußballfans war die Stimmung schnell auf dem Höhepunkt. Die Fuhlenbrocker Weiber kennen einfach die Zutaten für ordentlichen Karneval - vielleicht auch, weil sie wissen, dass Männer auf einer Damensitzung nicht zwangsläufig fehl am Platze sind: Auf der Ersatzbank entwickelten die Herren der Schöpfung als Brötchen-Schmierer und Bühnenbauer ungeahnte Qualitäten. Dazu gab es die Vorzüge des Männerballetts an diesem Abend gleich in zweifacher Ausführung zu bewundern, einmal als „Nichtschwimmer“ in gestreiften Schwimmanzügen und Badehäubchen, später als „Elefantenballett“ mit kurzen und knappen Oberteilen, aber garantiert nicht bauchfrei. So viele grazile Bewegungen und so ein Rhythmusgefühl waren den feiernden Weibern gleich mehrere Stimmungsraketen wert. Auch das Stadtprinzenpaar, das sich zwischenzeitlich zum Elferrat gesellte, amüsierte sich köstlich.
Natürlich durften auch die Plattdütschen Eigengewächse wie die „Pitschie-Knaller“ nicht fehlen. Jedes Jahr aufs Neue sind die sieben Damen für eine Überraschung gut – dieses Mal verwandelten sie sich in pöbelnde Fußballhooligans, die als „Super, super, super Faaaans“ so richtig Stimmung auf die Bühne brachten.
Neue Berufskrankheit
Und als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre für einen ausgewachsenen Weiberkarneval, sorgten mehrere Büttenreden für das „Tüpfelchen auf dem i“. Da war zum Beispiel der etwas verwirrt dreinschauende Anstreicher, der knochentrocken über seinen Chef herzog: „Der behandelt uns alle wie rohe Eier – ständig haut er uns in die Pfanne!“ Nicht zuletzt deshalb setze er sich dafür ein, dass „Arbeit endlich als Berufskrankheit anerkannt wird.“
Eingerahmt von den beeindruckenden Tanzeinlagen der Plattdütschen Funkengarde wurde dieser Abend zu einem Höhepunkt der Session – stellt sich nur noch die Frage: Männer, schafft ihr so etwas auch?