Bottrop. . Für die Interessengemeinschaft „Stoppt A52“ ist die Entscheidung, die Ausbaupläne in der Nachbarstadt Essen nicht weiter voranzutreiben, ein erster Erfolg. Die lokalen Politiker berwerten die Entscheidung unterschiedlich. Vor allem die Frage nach dem neu geplanten Gewerbegebeit Kraneburger Feld macht ihnen Sorge.

Ein „Teilsieg“ so bezeichnet die örtliche Initiative „Stoppt A52“ die Entscheidung der Landesregierung die Planungen für den Essener Ausbau der A 52 zu stoppen. Damit, so ist sich die Initiative sicher, ändern sich die Voraussetzungen für den Ausbau der B 224 zwischen den Autobahnkreuzen mit der A 42 und das A 2. Auch dieses kurze Stück Autobahn gelte es zu verhindern, so die Macher der Initiative.

Auch wenn ein Hauptargument der Gegner – das Schreckgespenst einer „Transitautobahn“ – zunächst einmal nicht mehr zu ziehen scheint, die Nachteile einer Autobahn seien auch bei dem Teilstück spürbar: „Zukünftig wird der Verkehr zunehmen, durch die Erweiterung der Straßenführung fallen Gärten und Grundstücke, Grünflächen, sogar Teile des Kraneburger Felds dem Ausbau zum Opfer,“ so Tim Pelldorf von der Interessengemeinschaft.

Klare Fronten im Rat

Die örtliche Politik wurde von der Entscheidung der rot-grünen Regierung kalt er­wischt. Die Fronten in der Frage Ausbau B 224 zur Autobahn sind im Rat klar verteilt. Auf der einen Seite stehen SPD, CDU und – mit Abstrichen – die ÖDP, dagegen stehen die kleineren Ratsfraktionen. Dementsprechend fielen natürlich die Reaktionen aus. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hermann Hirschfelder sprach von einer „Katastrophe fürs Revier.“ Seine Sorge: Die Landesregierung wende eine „Sa­lami-Taktik“ an. Nach und nach solle ein Teilstück nach dem anderen gekippt werden. Ironie dabei: Genau diese Salami-Taktik hatten die Ausbau-Gegner immer ge­fürchtet. Ihre Sorge war, dass das Bottroper Teilstück der Anfang sein sollte, mit dem die anderen betroffenen Kommunen mürbe gemacht werden sollten.

Ärger über die Genossen im Land und in Essen

Josef Ludes, der SPD-Fraktionsvorsitzende ärgert sich, dass es die Landes-SPD ist, die den Befürwortern der Autobahn nun solche Knüppel zwischen die Beine wirft. Auch auf die Essener Genossen ist er nicht gut zu sprechen und erinnert an einen Brief der betroffenen Oberbürgermeister, in dem auch der Essener SPD-OB den Ausbau der A 52 unterstützt hat. An dem örtlichen Ausbau hält Ludes dagegen ganz klar fest: „Schon allein, weil es den geforderten Lärmschutz nicht ohne Autobahn gibt.“ Aber ihn und Hirschfelder vereint noch eine andere Sorge: das umstrittene Gewerbegebiet Kraneburger Feld. Das wurde bisher immer als Einheit mit dem Ausbau der A 52 gesehen und sollte entsprechend vermarktet werden. Wie geht es damit weiter, wenn es am Ende bei einer „Rumpf-A 52“ durch Bottrop bleibt oder gar der Ausbau komplett gestoppt wird? Für eine Planung des Gewerbegebiets unabhängig von der A 52 plädiert Hirschfelder. Ludes macht darauf aufmerksam, dass entsprechende Alternativen bereits vorlägen. „Die müssten wir dann aus der Schublade holen.“

Beruhigend für SPD und CDU: Straßen NRW hält an den bisherigen Plänen fest, das Planfeststellungsverfahren für den Bottroper Abschnitt laufe ungeachtet der Entscheidung in Essen weiter. Das bestätigte Straßen-NRW-Sprecher Bernd Löchter auf Nachfrage.

Kein Verkehrswert im isolierten Teil

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Entsprechend kritisch ist DKP-Fraktionschef Michael Gerber. Für ihn stellt sich die „Frage nach der Zukunft des Bottroper Teilstücks völlig neu.“ Er sehe in diesem isolierten Stück „keinen Verkehrswert“. Er hofft, dass der Bund die Milliarden, die er durch einen Nicht-Ausbau der B224 sparen würde, in alternative Verkehrskonzepte im Revier investiert. Das Befürworter-Argument „Lärmschutz“ lässt er, ähnlich wie die Interessengemeinschaft nicht gelten: „Der lässt sich auch ohne Autobahn verwirklichen.“

Unschlüssig ist man sich bei der ÖDP, denn grundsätzlich gilt: „Wir könnten uns mit einer Autobahn anfreunden“, so Johannes Bombeck. Inwieweit, im schlimmsten Fall, ein einzelnes Bottroper Teilstück sinnvoll sei, müsste dann neu geprüft werden. Ein lachendes Auge hat die ÖDP beim Blick auf das Kraneburger Feld. Sollte der gesamte Ausbau kippen, wäre „die Opferung des Kraneburger Felds noch sinnloser.“