Bottrop. Anwohner fühlen sich gestört durch einen Homosexuellen-Treffpunkt auf dem Parkplatz der A 2. Der Bezirksvertretung und der Stadt sind die Hände gebunden. Ordnungspolitisch ist dem Treffpunkt nur schwer beizukommen.

„Hier kann ich Filme drehen – und zwar keine jugendfreien. Es ist unglaublich, was wir hier direkt an unserem Gartenzaun zu sehen bekommen”, schimpft Udo Kaczmarek. Er wohnt an der Fernewaldstraße, hinter der ehemaligen Bergwerksgärtnerei mit Ausblick auf den Autobahnparkplatz an der A2. Der ist in Internetforen seit Jahren als Treff der Schwulenszene bekannt.

Auch Udo Kaczmarek weiß das. „Nur: Inzwischen ist hier rund um die Uhr Betrieb. Man sieht ständig Männer, die herumschleichen. Einige verziehen sich nicht einmal mehr ins Gebüsch.” Wie auch? Gebüsch ist nicht mehr viel da. Aufgrund des Pipeline-Baus ist der Grünstreifen zwischen dem Haus der Kaczmareks und dem Autobahnparkplatz gerodet worden. „Das ist jetzt freies Feld”, so Kaczmarek.

Was hier und auf dem Gelände der Gärtnerei passiert, ist leicht vorstellbar. Kondomverpackungen und gebrauchte Kondome sprechen eine deutliche Sprache. Dabei war der Bereich rund um die Gärtnerei einmal eingezäunt. Der Maschendrahtzaun ist zerschnitten und niedergetreten, einige Betonpfosten sind umgestürzt. Selbst in der Ruine finden sich Spuren von Paaren.

Nicht nur für Udo Kaczmarek und seine Frau wird das langsam zu viel, auch Bewohner der Haniel-Siedlung auf der anderen Seite der Hans-Böckler-Straße fühlen sich inzwischen gestört. „Dieser Treff wird immer größer. Inzwischen hat er sich schon bis zur Brücke über die Autobahn ausgebreitet”, erzählt ein Anwohner. Einige vermuten, dass auch Stricher in dem Gebiet ihre Dienste anbieten. „Und das an einem Fußweg zum Haldenkreuzweg, der von vielen Kindern genutzt wird.” Die Anwohner legen Wert darauf, dass sie nicht der Schwulentreff als solches stört. „Über heterosexuelle Paare, die sich hier in der Art zeigen, würden wir uns genauso ärgern.”

Kaczmarek und Anwohner der Haniel-Siedlung haben sich bereits an die Bezirksvertretung Mitte gewandt. Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff hat sich bei einem Ortstermin ein Bild von den Zuständen gemacht. „Was da abgeht, ist ja abenteuerlich”, so sein Kommentar. Trotzdem seien der Bezirksvertretung die Hände gebunden. „Wir konnten nur den kommunalen Ordnungsdienst bitten, verstärkt das Parkverbot auf der Brücke zum Bergwerk zu kontrollieren, weil einige der Männer da geparkt haben.” Ansonsten sei jedoch die Autobahnmeisterei für den Parkplatz zuständig.

Bei der Autobahnmeisterei in Dorsten sei das Problem ebenfalls bekannt, bestätigt Bernhard Meier, Sprecher von Straßen.NRW. „Aktuell sind keine Maßnahmen geplant. Jeder Zaun, den wir aufstellen, wäre innerhalb kürzester Zeit zerstört.” Auch eine Schließung des Parkplatzes sei keine Lösung. „An der A2 brauchen wir jeden Stellplatz.”

Ordnungspolitisch sei dem Treffpunkt nur sehr schwer beizukommen, verdeutlicht Stadtsprecher Andreas Pläsken das Dilemma der Stadt. „Wir konnten bisher nur auf Probleme reagieren, die sich aus dem Treffpunkt ergeben, wie etwa das Falschparken auf der Brücke und so versuchen, die Situation einzudämmen.” Grundsätzlich könne der Ordnungsdienst nur eingreifen, wenn jemand durch sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit maßgeblich gestört würde. „Dann muss sich derjenige sofort an Polizei oder kommunalen Ordnungsdienst wenden. Die können aktiv werden, wenn ein Paar auf frischer Tat ertappt wird.”