Bottrop.
. Wenn Familien unvorbereitet vor der Aufgabe stehen, einen Angehörigen zu pflegen, sind Krisen programmiert. In dieser Situation bietet das Marienhospital Patienten und Angehörigen Hilfe an, damit sie ihren Alltag zu Hause meistern können, ohne die Pflegende(n) zu überfordern.
Die Krankenschwestern Dorothea Nagel-Liebert und Yvonne Schneider üben als Pflegetrainerinnen mit Angehörigen bereits während des Krankenhausaufenthalts mit den Angehörigen die praktische Versorgung des Patienten ein, der später zu Hause zu pflegen ist, und bei Bedarf wird das Pflegetraining auch bei Hausbesuchen fortgesetzt. Darüber hinaus unterstützen und ermutigen sie die Angehörige(n), ein individuelles Pflegenetzwerk zu entwickeln. Denn die Pflege als Aufgabe sollte nicht auf den Schultern eines Einzelnen ruhen, die Angehörigen sollten sie als gemeinsame Aufgabe begreifen, zu der alle einen Beitrag leisten. Professorin Katharina Gröning hat das Modellprojekt „Familiale Pflege“ entwickelt und nennt ein Beispiel: Der in München lebende Bruder könne sich immerhin die Zeit nehmen, zweimal wöchentlich mit der pflegenden Schwester zu telefonieren, damit sie sich ihre Probleme mit der dementen Mutter von der Seele reden könne.
Häufig wird ein - weibliches - Familienmitglied als „Opfer“ ausgeguckt, das die Last der Pflege allein zu tragen hat. Pflege stattdessen als gemeinschaftliche Aufgabe mit klaren Verabredungen zu begreifen, wird für viele „alte“ Familien eine Herausforderung sein und gewohnte Verhaltensmuster auf den Kopf stellen. Das sei kein Grund, es nicht zu versuchen, betont die Professorin für Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Gerontologie und Altenhilfe: „Jede Generation hat ihre große Aufgabe. Unsere wird der demographische Wandel sein.“
Als Direktorin des Marienhospitals weiß Dr. Ulrike Ellebrecht, dass die Zahl der nach ihrer Entlassung pflegebedürftigen Patienten steigt. Entlassmanagement ist im MHB bereits etabliert, nun wird es erweitert um eine Hilfestellung, die vielleicht noch am ehesten von einem katholischen Krankenhaus mit entsprechendem Leitbild zu erwarten sei, überlegt sie.
Die AOK unterstützt das Modellprojekt, das Angehörigen aller Kassen zugute kommen soll und dem Prinzip „ambulant vor stationär“ entspricht. „An dieser Schnittstelle, wenn die Entlassung ansteht, können sich durchaus dramatische Situationen ergeben. Da ist Hilfe sinnvoll“, sagt AOK-Abteilungsleiter Wilhelm Schmitz.