Bottrop. .
Rund 30 Frauen und Männer schlagen zu rhythmischer, lateinamerikanischer Musik imaginäre Trommeln, schütteln Rasseln, machen Seitwärtsschritte mit keckem Hüftschwung und rufen ganz laut „wuuh“.
Was wie eine Szene aus dem brasilianischen Karneval aussieht, ist eigentlich eine Mischung aus Tanz und Fitness - mitten in Bottrop. Zumba-Fitness nennt sich der Trend aus den USA, den die Tanzschule Frank seit einigen Monaten im Programm hat. Im September startet der dritte Kurs, weil sich Tanzlehrer Marcel Kuzminska vor fitnesswütigen Tänzern kaum retten kann.
Koordinationsschulung
In drei langen Reihen folgen die Zumba-Freunde jeder Bewegung ihres Trainers. Sie versuchen es zumindest. Beine hinten hoch, klatschen, aufstampfen, zwei Schritte vor, zwei zurück. Nicht jeder kann so schnell folgen. „Koordinationsschulung“ nennt Kuzminska das. Der in den Niederlanden ausgebildete Zumba-Trainer, HipHop-Fach- und Standardtanzlehrer hat leicht reden. Doch auch er kommt langsam ins Schwitzen. „Die Bewegungen sind einfach, aber effektiv. Man baut Fett ab und Muskulatur auf. Zumba fühlt sich aber nicht nach Workout an, weil es so viel Spaß macht“, erklärt der Profi. „Die Musik und die Schrittfolgen sind besser als beim Aerobic. Außerdem sind meine Probleme mit den Schultern weg“, vergleicht Regina Kirschstein die Zumba-Erfahrung mit dem Fitnessstudio.
Die Teilnehmer sind bunt gemischt - von Kindern bis zum Mittvierziger. Dass mehr Frauen als Männer da sind, sei klar. „Damen bewegen sich gerne zur Musik und hier können sie auch als Singles mitmachen“, kommentiert Tanzlehrerin Helga Frank von der Zuschauerbank. Einer der wenigen Männer ist Marcel Kuzminskas Vater Hartmut. „Ich wollte eigentlich nicht, aber wenn man einmal dabei ist, packt einen das“, schmunzelt er mit einem Seitenblick auf seine Frau.
Zu flotten Salsa-, Merengue-, ChaCha- und Rumbaklängen präsentiert Kuzminska eine Choreographie aus Latino-Tanzschritten, HipHop-Bewegungen und Aerobic-Übungen. „Lateinamerikanische Tänze sind mein Ding. Eine Freundin aus Essen hat mir von dem Kurs erzählt - da musste ich hin“, erzählt Michaela Kluth bei einem kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Schon nach dem dritten Lied nehmen die ersten Gesichter eine rötliche Färbung an - bunte Saalbeleuchtung hin oder her.
Ein seliges Lächeln
im Gesicht
„Den Leuten fällt gar nicht auf, dass das anstrengend ist“, behauptet das Energiepaket Kuzminska trotz eigener Schweißperlen steif und fest. Vielleicht hat er Recht. Denn spätestens beim Schulter-Rütteln haben sie alle ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. „Fitnessstudio ist stupide, hier ist Schwung drin“, sagt Erika Idink begeistert.
Nach 50 Minuten werden bei manchen die Bewegungen langsam schwerfälliger. Ein leichter Schweißgeruch liegt in der Luft. Andere haben sich auf dem Parkett richtig in Fahrt getanzt, so wie Kuzminska. Der junge Tanzlehrer in Turnschuhen und Trainingshose ist kaum noch zu halten, spielt abwechselnd Luftgitarre und Luftposaune. „Im Anschluss kommen Leute, die einen langsamen Walzer tanzen wollen. Als Tanzlehrer muss man heute unheimlich vielseitig sein“, flüstert Helga Frank mit Bewunderung in der Stimme.