Bottrop.

Dem Alter einer Tagesmutter ist Brigitte Maurer mit gestandenen 76 Jahren entwachsen - für ihre Jungen und Mädchen ist sie die Oma.

Mit insgesamt 35 Betreuungs-Jahren ist sie eine der dienstältesten Tagemütter beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der im Auftrag des Jugendamtes die Tagespflege organisiert. Künftig muss der SkF ohne Brigitte Maurer auskommen, denn sie zieht zu ihrer Tochter nach Frankfurt.

Nicht nur ihre Schützlinge, die Kontakt zu ihr gehalten haben, werden sie vermissen. Die Bottroperin war als Tagesmutter eine Idealbesetzung, loben die Fachberaterinnen Birgit Czapek-Rau und Barbara Sombetzki. Ob morgens, nachts, oder am Wochenende: Zu jeder Zeit sprang Brigitte Maurer ein und nahm Kinder auch außerplanmäßig unter ihre Fittiche, wenn Soforthilfe das Gebot der Stunde war. 30 Jungen und Mädchen haben im Lauf der Jahre bei ihr ein zweites Zuhause gefunden. „Ich liebte sie alle“, sagt Brigitte Maurer.

Als ihre eigenen Kinder aus dem Haus waren, nahm Brigitte Maurer zum ersten Mal ein Kind zur Tagesbetreuung auf. „Ich hatte drei Kinder im Studium, und ich konnte ein bisschen Geld gut gebrauchen“, erinnert sie sich. Ihr Engagement bewahrte zwar die zumeist berufstätigen Müttern vor einem schwierigen zeitlichen Spagat, doch hat die Bottroperin auch das schlechte Gewissen der angeblichen „Rabenmütter“ kennengelernt. „Ein typisches deutsches Problem“, stellt Fachberaterin Birgit Czapek-Rau fest. In Frankreich ist Tagesbetreuung ein selbstverständlicher Begleitumstand weiblicher Berufstätigkeit.

Brigitte Maurer betreute die Kinder ganztägig und meisten jahrelang, bis die Jungen und Mädchen in den Kindergarten oder zur Schule gingen. „Die Kinder wachsen einem ans Herz“, stellt sie fest. „Dann muss man als Tagesmutter ständig daran denken, dass man sie irgendwann wieder abgeben muss.“

Birgit Czapek-Rau erkennt bei Brigitte Maurer eine besondere Begabung für den Umgang mit Kindern, „und im Lauf der Jahre ist es Professionalität geworden“. Eben die richtige Mischung aus liebevoller Aufmerksamkeit und der Fähigkeit, dem Kind Grenzen zu setzen. Oft hat die Tagesoma aus dem Mund von Müttern den Satz gehört: Bei uns benimmt sich das Kind nicht so.

Um Tagesmütter auf ihre Aufgabe vorzubereiten, bietet das Jugendamt Qualifizierungen und Fortbildungen an. Ein neuer Kurs beginnt im Oktober (Tel. 18 66 346). Die Tagespflege wird auch in Bottrop zunehmend nachgefragt, und der SKF führt für Eltern eine Warteliste.