Bottrop. .

Einkaufen rund um die Uhr. Was in den USA üblich, muss längst nicht für Deutschland gelten. Geht es nach den Grünen im NRW-Landtag, soll der Ladenschluss per Gesetzeskorrektur auf 22 Uhr begrenzt werden. Für eine solche Regelung sprach sich jüngst Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen aus. Man wolle damit dem nächtlichen Alkoholkonsum, besonders von Jugendlichen, entgegen wirken.

In Bottrop haben zwei Supermärkte bis 22 Uhr geöffnet: Edeka Zurheide im Südringcenter und „Kaufland“ am Berliner Platz. Verkauf bis 22 Uhr ist auch weiterhin erlaubt , doch wohin führt die Entwicklung des Einzelhandels?

Die WAZ fragte nach. Samstagabend im Edeka-Markt am Südring: Kundschaft aller Altersstufen, vom Schüler bis zum Rentner. Die Mehrheit der Gefragten findet: Verkauf bis 22 Uhr ist in Ordnung, doch darüber hinaus überflüssig. Ein älteres Ehepaar aus Essen ist sogar der Ansicht, dass auch bis 22 Uhr kein Geschäft geöffnet sein müsste: „Was man benötigt, kann man auch vorher besorgen.“

Doch was ist mit jenen, die es vorher nicht schaffen, für einen gefüllten Kühlschrank zu sorgen? Ein Paradebeispiel: Claudia und Stefan Vasilisin aus Oberhausen. Zum Einkauf ins Südring-Center zieht es sie wegen der großen Auswahl aber auch der Öffnungszeit. Die beiden Inhaber des „Café Lucas“ im Centro haben selbst mit den Öffnungszeiten im Einzelhandel zu kämpfen. „Wir sind an die Öffnungszeiten im Centro gebunden“, erklärt Claudia Vasilisin, „in Läden jedoch, die nicht auf Lebensmittel spezialisiert sind, sind längere Öffnungszeiten Quatsch. Ob ich ein Hemd brauche, weiß ich auch nachmittags.“ Ehemann Stefan pflichtet ihr bei:„Wir sehen es in der Weihnachtszeit, da müssen wir unser Café bis 22 Uhr öffnen, bringen tut das nichts.“ Über die Öffnungszeiten im Edeka-Markt freuen sie sich hingegen, da für sie der Feierabend erst um 20 Uhr eingeläutet wird. Allerdings müsse es auch nicht länger als 22 Uhr sein: „Für ganz dringende Fälle gibt es ja noch Tankstellen.“

Guter Service

Auch im Kaufland herrscht um 21.30 Uhr noch reges Treiben. Vor drei Kassen haben sich kleine Menschenschlangen gebildet. „Es ist schon vorstellbar, dass es auch bald bei uns amerikanische Verhältnisse gibt“, vermutet Sven Kuhn vom Kaufland. „Entschuldigen Sie bitte, wo finde ich denn Spinat?“, erkundigt sich ein Kunde just in diesem Moment. „Tiefgefroren? Na, dann kommen sie mal bitte mit!“ Hilfsbereite Mitarbeiter, auch kurz vor Ladenschluss. Guter Service leidet hier also nicht unter der späten Stunde.