Bottrop. .

75 Geschäftsinhaber in der Stadt signalisieren mit dem Aufkleber „Notinsel“ an der Ladentür, dass Kinder in Gefahr dort Hilfe und Verständnis finden.

Die Arbeiterwohlfahrt hat dieses Insel-Netz seit Oktober 2009 in Bottrop aufgebaut. AWO-Geschäftsstellenleiterin Hedwig Brockmann steht hinter dem Projekt, das nun in die Kritik geraten ist: Der Vertrag mit dem Notinsel-Initiator, der Stiftung Hänsel und Gretel aus Karlsruhe, koste Geld, zwänge den Vertragspartner - in Bottrop die AWO - in ein enges Korsett und lasse ihn allein mit der Durchführung vor Ort. Hedwig Brockmann bestätigt, dass die AWO bei der Stiftung die Rechte am Notinsel-System gekauft hat. Für einen Betrag von weniger als 3000 Euro habe die AWO Aufkleber und Werbematerial erhalten: „Natürlich mussten wir das bezahlen.“

Bundesweit verbreitet oder eigenes Modell

Damit waren alle Kosten abgedeckt. Wenn weiteres Werbematerial benötigt wird, muss es für einen dreistelligen Betrag bei der Stiftung bestellt werden, erklärt die Geschäftsstellenleiterin. Sie nimmt keinen Anstoß daran, dass die Stiftung für diese Leistung Geld verlangt. Der Ausschuss für Jugendhilfe hatte der AWO für dieses Projekt einen Zuschuss von rund 2000 Euro genehmigt.

Die Alternative wäre gewesen, erklärt Hedwig Brockmann, dass die AWO selbst ein eigenes Projekt mit vergleichbarer Zielsetzung und eigenem Logo entwickelt. Der Nachteil: Die Bottroper Kinder hätten im Notfall nur auf das in Bottrop verbreitete Logo reagiert und nicht auf das bundesweit und auch in den Nachbarstädten bekannte Notinsel-Emblem. Man entschied sich für den höheren Bekanntheitsgrad der Notinsel-Aktion: In jeder Stadt sollen Kinder unter dem gleichen Zeichen Hilfe finden.

Hedwig Brockmann hatte zu Beginn gehofft, dass die beteiligten Geschäftsleute als Notinseln nicht übermäßig in Anspruch genommen werden. Inzwischen hat sie bei einigen nachgefragt: Als Retter in großer Not traten sie bisher noch nicht auf, die Anliegen der Kinder beschränkten sich auf ein Pflaster, ein Telefonat mit den Eltern oder ein Glas Wasser. Dadurch sei der Sinn das Projekt nicht in Frage gestellt, meint sie; eine höhere Inanspruchnahme oder schlimmere Notlagen könne man sich nicht ernsthaft wünschen. Jugendamtsleiter Martin Notthoff sieht es ähnlich: „Wenn nicht viele Kinder zu den Notinseln kommen, dann ist das doch ein Zeichen, dass dies eine einigermaßen sichere Stadt für Kinder ist. “