Bottrop.
Der Bunker an der Aegidistraße wird am 14. und 15. August wieder zur Bühne für ein künstlerisches Experiment. Im Luftschutztheater werden so viele Etagen wie nie zuvor bespielt.
Bottrop ist kein einfaches Pflaster für künstlerische Experimente und Grenzgänge zwischen den Sparten. Das haben auch die Akteure des jungen Luftschutztheaters gelernt, die seit 2006 eigene Ideen auf dem Eigen umsetzen und dabei auch die Sehgewohnheiten des Publikums auf die Probe stellen. An einem Ort wie Köln oder München, wo sich theatererprobte Besucher gern auf Neues einlassen, könnten sie mit größerer Resonanz rechnen - oder aber in der Fülle des Angebots untergehen, fürchten René Haustein und Matthias Spaan. Zudem fehlte ihnen andernorts das, was sie immer wieder nach Bottrop zurückkehren lässt: Ihr angestammter Spielort, der Luftschutzbunker an der Aegidistraße 103, dessen Atmosphäre stets Bestandteil der Inszenierung war.
Im Jahr 2006 ging dort das erste Stück des Luftschutztheaters über die Bühne, und seitdem verging kein Jahr ohne eine neue Produktion. Am 14. August hat im Bunker „eight minutes abs.“ Premiere: Eine Kombination aus Performance und Schauspiel, die vier Stockwerke des massigen Bauwerks einbezieht.
„Wir bespielen so viele Etagen wie nie zuvor,“ erklärt Matthias Spaan. Jeweils 32 Besucher werden, in Gruppen aufgeteilt, die einzelnen Stationen und Aktionen kennenlernen. Acht Räume werden einbezogen, in denen sich jeweils acht Minuten lang etwas abspielt; jeder Raum ist einem Künstler zugewiesen, der in der kommenden Woche ein Konzept für seine Aufgabe entwickeln wird. Was sich die sechs übrigen Beteiligten aus dem Bekanntenkreis von René Haustein einfallen lassen, die den Bunker bereits besichtigt haben, ist den beiden Initiatoren noch unbekannt. Der 22-jährige Haustein, der in Münster Kunst studiert, nimmt mit Materialien wie Eisen und Holz Bezug auf die Baustoffe des Bunkers. Er wird den Besuchern eine Bauanleitung vorlesen, deren Handlungsanweisungen in ihren Köpfen eine andere Gestalt annehmen soll als unter ihren Händen.
Matthias Spaan bereitet in einem klaustrophobisch engen Raum ein „Candlelight-Dinner“ vor. Zwei Gäste hören aus ihrem MP 3-Player jeweils ein unterschiedliches Hörspiel, in dem sie zu Handlungen aufgefordert werden. Was sie tun, ergibt für sie in ihrem „gehörten“ Zusammenhang einen Sinn - ihr Gegenüber erlebt diese Aktion allerdings in einem anderen, nämlich seinem eigenen Hörspiel-Kontext. Je nach Bezugsrahmen erhält die Aktion also eine andere Bedeutung.
Haustein und Spaan hoffen, dass ihre sechs Mitstreiter spannende Ideen für ihre Räume entwickeln. 90 Minuten soll eine Vorstellung dauern, in denen nach jeweils acht Minuten die Besucher die Räume wechseln. Langeweile sollte also nicht aufkommen.