Bottrop.
Dass die technischen Fächer unter jungen Frauen nicht gerade an erster Stelle in der Beliebtheit stehen, ist bekannt. Das zeichnet sich auch an der neuen Hochschule Ruhr West ab. Doch die Dinge sind im Fluss.
Wenn sich jetzt die neuen Studierenden einschreiben, beginnt für die Hochschule Ruhr West (HRW) das zweite Studienjahr. Unter den 380 Erstsemestern, die eine Zulassung bekommen haben, sind bereits 74 junge Frauen.
MINT-Fächer
Das ist schon viel, gemessen daran, dass der Frauenanteil der aktuell an beiden Standorten Bottrop und Mülheim Studierenden unter zehn Prozent liegt. Eine FH mit ingenieurwissenschaftlicher Ausrichtung und Schwerpunkt auf den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zieht eher junge Männer an.
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Doch die Hochschule unternehme einiges, um auch junge Frauen zu gewinnen, sagt Heike Lücking, Leiterin der Kommunikation. Sie verweist auf den gerade in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen herrschenden Fachkräftemangel, der ihnen große Chancen biete. So nimmt die FH nicht nur am „Girl’s Day“ teil, sondern bemüht sich auf Messen und Berufsorientierungstagen um Mädchen.
Sie setzt dabei Vorbilder ein wie Chantal-Geraldine Böhning, Studentin im Fach Wirtschaftsingenieurwesen-Energiesysteme (Bottrop). Sie geht gezielt auf Mädchen zu, spricht sie an: „Viele können sich nicht vorstellen, dass man den technischen Fächern etwas abgewinnen kann“, sagt die 25-Jährige. Die Mädchen erzählen ihr, dass sie beruflich etwas mit Menschen machen wollen, mit Sprachen. Wenn Chantal-Geraldine Böhning ihnen dann erklärt, dass das ja auch im Ingenieursberuf möglich ist, sei plötzlich doch Interesse da. „Es ist ja nicht jeder für alles geeignet. Aber man sollte doch generell für alles offen sein.“ Sie selbst hat nach Wirtschafts-Abi eine kaufmännische Ausbildung absolviert, sich dann für ihr Studienfach entschieden. Sie erzählt, dass sie Grundlagen in Mathe und Physik im Studium noch mal von einer neuen, interessanteren Seite kennengelernt hat.
Professorinnen
Auch unter den Lehrenden wird der Frauenanteil steigen: Im kommenden Wintersemester werden die ersten beiden Professorinnen an der FH in Mülheim beginnen. Studentin Chantal-Geraldine begrüßt das sehr: „Alle unsere Professoren kommen ja aus dem Berufsleben. Es ist wichtig, dass man die Erfahrung, welche beruflichen Perspektiven eine Frau hat, dann auch von einer Frau vermittelt bekommt.“ Die jungen Frauen sind – derzeit – nicht nur in den Hörsälen in der Minderzahl, sie werden später auch mit vielen Männern arbeiten.