Bottrop.
Wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs seiner leiblichen Tochter hat sich ein 52-jähriger Bottroper vor dem Essener Landgericht zu verwantworten.
Acht Jahre alt ist das Mädchen, als es von der Straße weg ins Auto gezerrt und entführt wird. Äußerlich wohlbehalten kehrt es zu den Eltern zurück. Dann der nächste Schock für das Kind: Etwa von dem Zeitpunkt an, eventuell auch früher, soll ihr leiblicher Vater begonnen haben, seine Tochter sexuell zu missbrauchen.
Mehrfach wechselt die Familie die Wohnung in Bottrop. Laut Anklage steigerten sich in dieser Zeit die Übergriffe, wurden immer extremer. Neun Jahre lang, bis 2005, soll das mit Unterbrechungen so gegangen sein. Als die Mutter im vergangenen Jahr die Scheidung einreichte, ging die jetzt 22-jährige Tochter mit, offenbarte sich dem Anwalt. Seit gestern steht der 52-jährige Vater wegen sexuellen Missbrauchs vor dem Landgericht.
Er ist der Gute. Es ist immer die Schuld der anderen, wenn etwas schief läuft in seinem Leben, so jedenfalls stellt sich der Angeklagte dar. Der 52-Jährige, komplett im Jeans- Look und mit Pferdeschwanz Frisur, bestreitet jegliche sexuellen Kontakte zu seiner Tochter. „Ich bin nur väterlich mit ihr umgegangen“, behauptet er, schildert sich als Freund, Berater und Helfer: „Ich habe sie vor meiner Frau geschützt, die sehr schlecht mit ihr umging“, sagt er und unterstellt der Tochter „Rache“ als Motiv für die Anzeige.
Nebenklägerin
Die Tochter, auch Nebenklägerin im Prozess, muss aussagen. Ihre überzeugenden Schilderungen der Ereignisse, ihrer Gefühle und ihrer Ängste lassen den Vater in einem mehr als schlechten Licht erscheinen. Vom Oralsex im Wasserbett der Eltern spricht sie und von Analsex. „Er kam immer, wenn die Mutter und die Brüder nicht im Haus waren“, berichtet die junge Frau. Mit Prügeln habe er gedroht, falls sie etwas verraten würde. Auch von einem Entführer wurde das Kind vermutlich missbraucht. „Ist alles nicht so schlimm, musste ich bei Papa auch so machen“, soll sie bei der Polizei gesagt haben. Damals nahm man sie nicht ernst.
Ein gleichaltriger Freund der Tochter führte dann zum Bruch mit dem Vater: „Er oder ich“, soll er eifersüchtig gefordert und sie hinaus geworfen haben, als sie sic-h für den Freund entschied. - Der Prozess wird fortgesetzt.