Bottrop. .
Der amerikanische Folk-Sänger Johnny Cash ist das ganz große Vorbild des deutschen Country-Sängers Gunter Gabriel. „Über Jahrzehnte bin ich auch zu den Knackis gegangen. Ich hab’ denen nämlich was zu sagen“, meinte Gabriel jetzt in einem Gespräch mit der WAZ.
Für den 13. März plant der 68-jährige Volksbarde, den Insassen der Jugendarrestanstalt an der Gerichtsstraße einen Besuch abzustatten. Natürlich mit Gitarre. „Ohne Musik geht bei mir gar nichts.“
Damit ist Gunter Gabriel bei einer der Botschaften, die er in diesem Kreis unbedingt loswerden will. „Ich werde die Jungs fragen: Wieso seid ihr in der Kiste und nicht ich? Diesen ewig erzählten Eltern-Klischee-Scheiß habe ich selbst erlebt, damit muss mir keiner kommen. Ihr tragt selbst die Verantwortung, nicht die Gesellschaft. Ihr braucht positive Vorbilder, und ihr müsst lesen, Sport treiben und - ganz wichtig - Musik machen. Selber machen!“
Es ist schon eine Weile her, dass Gabriel das Gespräch in einem Gefängnis gesucht hat. Dass er plant, den Jugendarrest in Bottrop zu besuchen, geht auf eine Begegnung nach einem Konzert kürzlich in Dortmund zurück. „Mich sprach eine junge Frau an, ob ich nach Bottrop kommen könnte? Okay, klare Sache, wenn die bei der Anstalt auch mitspielen. Ich sehe mich in der Tradition der Cowboy-Sänger. Und dann muss man seine Songs auch leben.“
Das Wort „ehrenamtlich“ kommt Gabriel nur mühsam über die Lippen. „Zu spießig.“ Aber irgendwie gehe das schon in diese Richtung. Auch sein Engagement bei einer Gruppe für Depressive, die sich den Namen „Reiß dein Maul auf“ gab. „Davon kenne ich was. War selber mal in der Grütze und bin da wieder rausgekommen. Seitdem weiß ich, dass, egal was kommt, am nächsten Tag wieder die Sonne aufgeht.“ Auch das wolle er den Jungs im Knast sagen.
Von der Gerichtsstraße erfuhr seine Agentin, dass man sich riesig auf den Sänger freue. Es gebe sogar einige, die deshalb bedauerten, dass sie am 13. März schon wieder auf freiem Fuß sind . . .