Bottrop-Kirchhellen. Die Stadt Bottrop hat eine Altlast mitten im Grünen an der Schwarzen Heide im Auge. Die Frage ist: Ist Kirchhellens alte Mülldeponie noch dicht?
Mit vier Messstellen an allen Grundstücksecken beobachtet die Stadt mögliche Grundwasserbelastungen an der alten Kirchhellener Mülldeponie an der Schwarzen Heide. Bisher sind die Messwerte nur knapp oberhalb des sogenannten Geringfügigkeitsschwellenwertes. „Nach jetzigem Stand reicht eine Sicherung der alten Deponie aus, eine Sanierung ist nicht erforderlich“, fasst Tilman Christian zusammen, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Grün.
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Seit 2009 steht die Mülldeponie an der Straße Am Feuerwachturm unter Beobachtung. Die Gemeinde Kirchhellen hat die „Bürgermeisterdeponie“ in einer alten Kiesgrube von 1969 bis 1975 als eine von vier Deponien genutzt. „Der Begriff ist ein allgemeiner Ausdruck für alte Müllablagerungen, wie sie bis in die 1970er Jahre fast in jeder Gemeinde im ländlichen Raum vorkamen“, sagt Umweltplaner Jörg Pucker von der Bottroper Bodenbehörde. „Diese wurden als Müllplätze geduldet, bis sich ab 1972 mit dem Abfallbeseitigungsgesetz das Abfallrecht in Deutschland etablierte.“
Was drin ist in der alten Deponie? Vor allem Hausmüll und Bauschutt, sagt die Stadt. In der unteren Schicht lagern nach ihren Erkenntnissen Waschberge, Bauschutt und Kunststoffreste, in der Schicht darüber Sand, Bauschutt, Holz, Kunststoff, Glas und Papier. Nicht nur, hat der ehemalige ÖDP-Bezirksvertreter Willi Urban schon 2003 gewarnt. Er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die „Mülldeponie V 20.01” von 1969 bis 1975 auch Gewerbeabfälle wie Lacke und Lösungsmittel habe schlucken müssen.
Lange Zeit war das Grundwasser weit weg von der Kirchhellener Deponie
Zuletzt hatten sich die Kirchhellener Bezirkspolitiker 2018 intensiv mit der Frage beschäftigt: Geht von der Altlast eine Gefahr für das Grundwasser aus? Inzwischen sind die Flächen an der Schwarzen Heide nämlich als Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Vor sechs Jahren lautete die Antwort der Stadt: im Prinzip ja, aber im Moment nicht, weil die Tagebaubetriebe den Grundwasserspiegel absenken für ihren Sand- und Kiesabbau. „Wir haben derzeit einen Abstand von sechs Metern zwischen Deponie und Grundwasser“, sagte damals Fachbereichsleiter Stefan Beckmann.
Dieser Sicherheitsabstand ist verschwunden. Seit dem Ende der Auskiesungen am Flugplatz wird das Grundwasser nicht mehr abgepumpt und ist wieder angestiegen. Und zwar höher als erwartet: Die städtischen Experten waren davon ausgegangen, dass das Grundwasser seinen früheren Stand von sechs Meter Tiefe erreichen würde und damit knapp einen Meter unter der tiefsten Müllschicht.
Doch es kam anders. Ein Ergebnis der Grundwasseruntersuchungen: „Es haben sich Ruhewasserstände zwischen 6,4 und 4,7 Meter eingestellt.“ Mindestens teilweise erreicht das Grundwasser also auch die Müllschicht.
Bei den ersten Proben 2023 lagen die Messwerte für polyzyklische aromatische Kohlenstoffe (PAK), die das Grundwasser belasten können, minimal über dem sogenannten Geringfügigkeitsschwellenwert. Bis zu diesem Wert gelten die Anforderungen der Trinkwasserverordnung als eingehalten. Die Ergebnisse aus diesem Frühjahr waren uneinheitlich, berichtet Pucker: „Der Wert aus dem Vorjahr wurde nicht bestätigt, sondern lag unterhalb der Laborbestimmungsgrenze. Dafür ist im Anstrombereich, also vor der Deponie, eine minimale Erhöhung festgestellt worden.“
Muss die Kippe saniert werden? „Eher unwahrscheinlich“
Wie geht es weiter? Die Messungen werden fortgesetzt, sagt Pucker. „Ende 2025, bei Bedarf auch vorher, wird das Parameterpaket angepasst. Je nach Beprobungsergebnis sollen daraufhin Maßnahmen abgeleitet werden. Das kann bedeuten, dass das Monitoring in dieser Form fortgeführt wird, weitere Messstellen erstellt werden, der Messturnus verengt oder erweitert wird. Wenn in den nächsten Jahren stabile Verhältnisse festgestellt werden, kann das Monitoring möglicherweise gänzlich beendet werden.“
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Fazit: Im Moment sei es „eher unwahrscheinlich“, dass die Stadt die Deponie sanieren muss, sagt Pucker. Und selbst im schlimmsten Fall muss die Stadt die Grube nicht zwingend ausbaggern und den Altmüll schadlos entsorgen, sagt Pucker: Es gäbe „sehr viele Möglichkeiten“, zum Beispiel auch eine Abdichtung der Deponie.