Bottrop. Die CDU ist gegen ein Zentrum mit 2500 Schülern in der Bottroper City. SPD ist offen für beides, sieht aber Probleme in der Stadtmitte.
Die dritte Bottroper Gesamtschule muss in Welheim aufgebaut werden. Dafür sprechen sich die ersten Ratsparteien aus. Für die CDU hätte das Vorteile für ganz Bottrop. Auch für die Innenstadt selbst wäre der Verzicht auf noch so eine große Schule gewinnbringend. „Der Standort Welheim ist die deutlich bessere Wahl“, sagt Schulausschussvorsitzender Rainer Hürter (CDU).
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
Die SPD steht einer neuen Gesamtschule in Welheim offen gegenüber, wie Schulsprecherin Birgit Sochert klarmacht, und die Ratsgruppe „Bot.sozial“ hat sich ebenfalls darauf festgelegt. So erklärt Ratsherr Sven Hermens: „Unsere Forderung, in Welheim eine Gesamtschule zu errichten, steht seit vielen Jahren im Raum.“
„Wir brauchen eine weitere Schule, die alle aufnehmen kann“
Bei einem Treffen der WAZ mit dem Schulausschussvorsitzenden sowie mit CDU-Vorsitzender Anette Bunse und Bezirkschef Frank Kien wies Rainer Hürter auf den Zuwachs an Schülerinnen und Schülern hin, die auf eine der weiterführenden Schulen wechseln werden. Bis zum Schuljahr 2028/29 geht die Stadt von 1242 solcher Übergänge aus. Im Schuljahr 2022/23 waren es 980, zeigte auch SPD-Sprecherin Birgit Sochert gegenüber der WAZ auf.
In wenigen Jahren seien es 280 Schülerinnen und Schüler mehr, die an eine der weiterführenden Schulen wechseln. Dazu gehörten viele Kinder, die geflüchtet seien. „Wir haben da erheblichen Bedarf und brauchen eine weitere Gesamtschule, die alle aufnehmen kann“, erklärt Hürter. Bei dem von der Stadt vorgesehenen Standort an der Paßstraße neben den Realschulen hat die Union jedoch große Bedenken.
Ein Schulkomplex mit tausenden Schülern wird zu groß
So ein Schulzentrum werde zu groß und könne den Kindern und Jugendlichen nicht gerecht werden. Wenn die neue Gesamtschule dort mit allen Jahrgängen komplett sei, hielten sich in der Citynähe gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Marie-Curie-Realschule und der Gustav-Heinemann-Realschule in diesem Schulkomplex um die 2500 Kinder und Jugendliche auf.
Verkehrsprobleme um die beiden Realschulen gebe es schon jetzt und sie würden so enorm zunehmen, mahnen die CDU-Vertreter. Auch die SPD sieht darin ein großes Problem. „Wir sind uns der potenziellen Herausforderungen durch verstärkte Schüler*innenströme bewusst, vor allem in der Nähe des zentralen Omnibusbahnhofs“, macht SPD-Ratsfrau Birgit Sochert deutlich.
„Wir wollen gleiche Lebensverhältnisse in allen Stadtbezirken“
Die SPD stehe beiden Schulstandorten offen gegenüber. So habe das städtische Gelände an der Paßstraße wegen seiner Größe den Vorteil, dass neben der Schule auch für Turnhallen und Sportfelder Platz sei. „Der Standort Welheim bietet dagegen die Möglichkeit, durch bauliche Anpassungen die Verkehrssituation zu verbessern und gleichzeitig die Bildungsinfrastruktur in einem weniger dicht bebauten Stadtteil zu stärken“, erklärt Birgit Sochert.
Das ist der CDU um so wichtiger. So warnt Ratsherr Frank Kien davor, den Süden von der Schulentwicklung abzukoppeln. „Wir wollen gleiche Lebensverhältnisse in allen Stadtbezirken“, betont er. Mit der Schließung der Hauptschule Welheim gebe es im Süden sonst aber bald keine weiterführende Schule mehr. „Schulen sind ja auch mehr, sie sind soziale Ankerpunkte und in einem Stadtbezirk auch wichtig für das Zusammenleben“, sagt Rainer Hürter. In den Schulen gebe es Veranstaltungen, Sportangebote, Kurse der Volkshochschule und vieles mehr.
CDU lenkt den Blick auf das Freiheit-Emscher-Gebiet
Es gebe schon fast 270 Kinder aus dem Süden, die trotz weiterer Schulwege eine Gesamtschule besuchen. CDU-Vorsitzende Anette Bunse lenkt den Blick auch auf das Freiheit-Emscher-Gebiet mit den alten Bergbaustandorten auf beiden Seiten der Emscher, das die Städte Bottrop und Essen zu einem neuen modernen Stadtraum ausbauen. „Wir möchten, dass Schülerinnen und Schüler im Bottroper Süden in der Zukunft dort leben und gute Arbeitsplätze finden können“, sagt sie.
Der Schulstandort in Welheim biete etliche Vorteile. Dort die Schule zu bauen, werde um gut 20 Millionen Euro günstiger sein. Dort brauche die Stadt keine teueren Container-Lösungen wie an der Paßstraße, weil Schulgebäude vorhanden seien. Auch Sportstätten seien vorhanden. „Wir können schneller beginnen“, sagt Rainer Hürter. Außerdem seien bei einer Sanierung der vorhandenen Schule in Welheim anders als beim Neubau in der Innenstadt Fördergelder zu erwarten, erklärt Anette Bunse.
Die Manuel Neuer-Stiftung ist ganz in der Nähe aktiv
Es biete sich ein Sportschwerpunkt für den Unterricht der neuen Gesamtschule an. Auch eine Zusammenarbeit mit der Manuel-Neuer-Stiftung, deren Jugendtreff ganz in der Nähe liege, sei anzustreben und könne die neue Schule populär machen. Ohnehin wird in der Union Kritik an der Verwaltung laut. „Es werden immer nur punktuelle Lösungen angeboten“, meint Frank Kien.
Beim Bau einer neuen Gesamtschule treffe der Stadtrat aber eine Entscheidung, die weit in die Zukunft wirkt. „Da sollten wir die gesamte Stadtentwicklung stärker berücksichtigen“, fordert Bottrop-Mitte-Bezirkschef Frank Kien. Das Gelände, das die Verwaltung für den Schulbau vorsehe, habe sehr großes Potenzial für die Entwicklung der Innenstadt und Bottrops insgesamt.
Union will das soziale Gefälle in der Innenstadt stoppen
Der Ratsherr hebt dabei auf das soziale Gefüge in der Stadt ab. Gerade in der Innenstadt wohnten inzwischen immer mehr Menschen, die auf Hilfen beim Lebensunterhalt angewiesen sind. Es sei wichtig, diese Entwicklung zu stoppen und umzukehren. Dabei können attraktive Wohnangebote in der Innenstadt helfen. „Das Gelände an der Paßstraße ist ein Filetgrundstück in der Innenstadt“, betont Frank Kien. Dort ein neues Wohnviertel zu etablieren, gebe der Stadt neuen Schub.
Die Union steht mit ihrer Kritik an der Verwaltung nicht allein. Ratsherr Sven Hermens von der Ratsgruppe „bot.sozial“ erhebt sogar den Vorwurf, dass sich das Schulressort auf den Neubau der Gesamtschule an der Paßstraße festgelegt habe und den Schulausschuss „mit einer Menge an fehlenden und teilweise falschen Informationen“ abgespeist habe.
Zum Standort der neuen Schule werden auch Eltern befragt
Auch die Eltern sollen aber Einfluss darauf bekommen, ob die neue Gesamtschule am Innenstadtrand oder in Welheim gebaut werden soll. „Vor der endgültigen Entscheidung wollen wir den Elternwillen durch eine bevorstehende Befragung miteinbeziehen“, erklärt SPD-Sprecherin Birgit Sochert. Auch bei der CDU heißt es, Eltern seien die besten Schulexperten.
Welheim sei aber als Standort für die neue Gesamtschule in der CDU absolut favorisiert, sagt Schulausschussvorsitzender Rainer Hürter, „wenn nicht plötzlich 90 Prozent der Eltern dagegen sind“. Alleinentscheidend wird der Elternwille aber ohnehin nicht sein. Die Meinungen der Eltern werden als ein Kriterium unter mehreren in einer Bewertungsmatrix berücksichtigt.