Bottrop. Am Marienhospital Bottrop werden Aufklärung und Unterstützung rund ums Stillen großgeschrieben. Dazu gibt es jetzt neue Angebote.

Frauen auf dem Weg des Stillens zu begleiten, das ist Heike Borgs Herzensangelegenheit. Denn nicht immer klappt das Stillen nach der Geburt problemlos. Spielen die Gefühle der Frauen nach einer Geburt meist sowieso schon verrückt, können Schwierigkeiten beim Stillen der Neugeborenen schnell belastend werden.

Damit das Stillen nicht zur frustrierenden Angelegenheit wird, dafür ist Heike Borg zur Stelle. Im Bottroper Marienhospital ist sie als Still- und Laktationsberaterin tätig. Nun hat das Marienhospital das Angebot der Stillberatung mit Heike Borg erweitert.

„In erster Linie ist jetzt neu, dass ich nur noch in der Stillberatung arbeite und nicht mehr nebenbei noch als Kinderkrankenschwester“, sagt Heike Borg. So habe sie mehr Zeit, um sich der Betreuung und Beratung der stillenden Frauen zu widmen. Im Klinikalltag ginge das Thema Stillen sonst oft schnell unter. „Wir möchten, dass die Frauen bei uns gut beraten sind und ich mir die Zeit für sie nehmen kann.“

„Ob das Stillen klappt oder nicht, das bedeutet den Frauen viel“

Ihr liegt das Thema Stillen dabei seit Jahren am Herzen. „Das ist ein so wichtiges Thema, das fast jede Frau mit Stillwunsch beschäftigt. Ob das Stillen klappt oder nicht, das bedeutet den Frauen viel“, weiß sie. „Dass da jemand ist, der ihnen zur Seite steht und helfen kann, das ist auch auf emotionaler Ebene super wertvoll für die Frauen.“

Seit 25 Jahren ist sie als Stillberaterin international zertifiziert und tätig. „Das A und O ist und bleibt die Aufklärung. Leider ist das auch heutzutage noch ein großes Problem. Aufklärung über das Stillen gibt es kaum.“

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Um dieser fehlenden Aufklärung und Unterstützung entgegenzuwirken, hat sie gemeinsam mit dem Marienhospital nun mehrere Angebote für Frauen mit Stillwunsch eingerichtet. Montagnachmittags bietet Heike Borg neuerdings das sogenannte Elterncafé, auch Stillgruppe genannt, an. „Hier können die Eltern mit mir über ihre Herausforderungen beim Stillen sprechen, sich aber auch gegenseitig austauschen“, sagt sie.

Oft hilft es den Neu-Mamas schon, wenn man ihnen zuhört und Verständnis zeigt

„Außerdem gibt es noch das Still-Beratungstelefon und die Still-Ambulanz, in der sich die Frauen an mich wenden können.“ Und auch in den Zimmern der neu gebackenen Mütter schaut Heike Borg morgens vorbei, um sie beim Stillen zu unterstützen. „Für die Frauen ist das ganz wichtig. Oft geht es auch nur darum, ihnen zuzuhören und Verständnis zu zeigen“, hat sie die Erfahrung gelehrt. Denn mittlerweile sei der gesellschaftliche Druck auf die Frauen enorm hoch, während die Aufklärung übers Stillen kaum Raum fände.

Aufklärung übers Stillen ist schon während der Schwangerschaft wichtig

„Mit dem Stillen kann man eben kein Geld machen. Kein Wunder also, dass es viel mehr Infos über künstliche Babynahrung gibt als über die natürliche Art des Stillens“, sagt sie. „Die Natur hat das schon alles so gemacht, dass es funktioniert. Oft ist der Mensch selbst eher der Faktor, der Probleme beim Stillen auslöst“, weiß Heike Borg.

Umso wichtiger daher, die Frauen schon während der Schwangerschaft über das Stillen aufzuklären und Tipps zu geben. „Bei mir sind auch Frauen während der Schwangerschaft willkommen. Oft kann man vorgeburtlich schon spätere Probleme verhindern.“

„Das A und O ist und bleibt die Aufklärung. Leider ist das auch heutzutage noch ein großes Problem. Aufklärung über das Stillen gibt es kaum“
Heike Borg - Kinderkrankenschwester, Still- und Laktationsberaterin

Einen Unterstützungsbedarf gebe es eigentlich bei jeder Mutter mit Stillwunsch, so Heike Borg. „Oft kommen auch erst später Fragen auf, zum Beispiel beim Abstillen. Dafür ist dann das Beratungstelefon da, sodass sich die Frauen auch nach Monaten noch an mich wenden können.“ Denn die Probleme, vor denen die Stillenden stehen, seien vielfältig. Von wunden Brustwarzen bis hin zu fehlender Milch sei der Beratungsbedarf genauso unterschiedlich wie die Frauen selbst.

Und auch die Herausforderung, vor der viele Mütter stehen, eine Hebamme zu finden, verschärfe das Problem um die fehlende Stillberatung zusätzlich. „Es fällt dadurch für viele Frauen eine Anlaufstelle bei Stillproblemen weg“, sagt sie. In ihrer Stillberatung gehe es ihr daher viel ums informieren und aufklären, wie das Stillen klappen kann. „Ich glaube, dadurch, dass ich selbst gestillt habe, kann ich mich besser in die Frauen und ihre Sorgen hineinversetzen“, sagt die Stillberaterin.

Sie hofft, dass das Thema Stillen künftig mehr Relevanz bekomme. Denn auch für die Gesellschaft sei die Bedeutung des Stillens nicht zu vernachlässigen. „Kinder, die erfolgreich gestillt wurden, sind in der Regel ihr Leben lang gesünder als Kinder, die nicht gestillt wurden“, erklärt sie.