Bottrop-Kirchhellen. Viele Ärzte finden keine Nachfolger für ihre Praxis, wenn sie in Rente gehen. In Bottrop-Kirchhellen gibt es jetzt einen Generationswechsel.
- Den Arztpraxen droht die Überalterung: Fast 40 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre alt
- In Kirchhellen gibt es nun einen Glücksfall: Die 38-jährige Sarah Winter übernimmt eine Zahnarztpraxis
- Ihr Vorgänger Dieter Jansen geht in den Ruhestand, die Praxis wäre sonst aufgegeben worden
Der bundesweite Ärztemangel geht auch an Bottrop nicht spurlos vorüber. Gerade im ländlichen Kirchhellen trifft die Altersstruktur der Bottroper Mediziner dabei die Patienten. Denn in Bottrop ist rund jeder dritte Hausarzt über 60. Anfang 2023 waren es 39 Prozent der Hausärzte und 33 Prozent der Kinderärzte in der Stadt, die bereits über 60 Jahre alt sind. Praxen, die altersbedingt geschlossen werden, sind die Folge.
Doch das muss nicht immer so kommen. Denn statt die Praxen altersbedingt schließen zu müssen, gibt es auch immer wieder Ärzte, die für ihre Praxis einen Nachfolger finden. So auch Dieter Jansen, der jahrelang als Zahnarzt in Kirchhellen praktiziert hat. Statt dem Praxis-Aus steht für die Zahnarztpraxis an der Bottroper Straße 1 nun ein Neuanfang an. Im Oktober letzten Jahres hat Zahnärztin Sarah Winter die Praxis in Kirchhellen übernommen.
„Viele Kollegen und Ärzte sind in einem Alter, in dem sie bald aufhören werden“
„Eine Praxis zu übernehmen, war das Beste für mich. Viel besser als eine neue Praxis zu eröffnen“, sagt die 38-Jährige. Dieter Jansen und seine Praxis kannte sie über private Verbindungen und das Angebot, seine jahrelange Arbeit als Zahnarzt für Kirchhellen weiterzuführen, verlockend. Neben den Räumlichkeiten in Kirchhellen hat sie durch die Praxisübernahmen vor allem auch den bereits vorhandenen Patientenstamm in ihre Verantwortung nehmen können.
Wie wichtig die Übernahme der Praxis vor allem vor dem Hintergrund des hohen Alters der Bottroper Mediziner ist, dessen ist sich Sarah Winter bewusst. „Viele Kollegen und Ärzte sind in einem Alter, in dem sie bald aufhören werden und in den Ruhestand gehen. Das ist ein großes Problem“, sagt sie. Diese Entwicklung habe vor allem in ländlicheren Regionen Auswirkungen auf die medizinische Versorgung. „Das zeigt sich dann durch höheren Patientenzulauf und mehr Andrang auf die Praxen.“
Und auch in der Arztpraxis von Sarah Winter zeige sich der Ärztemangel in genau dieser Gestalt. Sie und ihr Praxisteam spüren einen wachsenden Zulauf an Patienten und eine damit verbundene höhere Belastung. „Vor allem der bürokratische Aufwand ist mittlerweile sehr hoch. Durch den Ärztemangel wird das dann alles noch mehr, einfach weil wir mehr Patienten haben“, erklärt Sarah Winter.
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Praxisübernahme klappt gut: „Wir geben immer unser Bestes und kriegen das auch gut hin“
Sie sei sehr froh, dass Dieter Jansen auch nach der Übernehme seiner Praxis als praktizierender Zahnarzt weiterhin im Team von Sarah Winter tätig ist. „Ich hoffe, dass er noch lange weiterarbeiten möchte und mich unterstützt“, sagt sie. Denn so könne sie den Patientenansturm zu zweit gut managen. „Wir geben immer unser Bestes und kriegen das auch gut hin.“ Dennoch merke sie, dass Patienten aufgrund des Ärztemangels teilweise länger auf Termine warten müssen, als es noch vor einigen Jahren gewesen sei.
„Ich merke, dass das Thema viele der Patienten sehr beschäftigt. Die Menschen haben Sorgen, wie es weitergeht, wenn ihr Arzt bald in Rente geht“, kennt sie die Ängste der Menschen. Denn auch bei ihren Kirchhellener Patienten seien viele Hausärzte kurz vor der Rente und damit einer eventuellen Praxisschließung. „Ich höre oft, dass meine Patienten froh sind, dass es hier in der Praxis weitergeht und nicht zugemacht wurde. Ich glaube, das hätte einige, vor allem älteren Patienten echte Probleme gemacht.“