Bottrop. Mehr als 40 Jahre lang haben die Filmemacher Gabriele Voss und Christoph Hübner Bottroper und ihre Zeche begleitet. Das ist ihr letzter Film dazu.
Mehr als 40 Jahre lang haben die Filmemacher Gabriele Voss und Christoph Hübner die Entwicklung des Bergbaus in Bottrop und die Geschichte der Menschen in Ebel begleitet mit ihrem Filmzyklus „Prosper/Ebel: Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung“. Nach dem Ende des Bergbaus haben sie den siebten und letzten Teil des Zyklus vorgelegt. Ab Donnerstag, 25. April, kommt er in einige Kinos. Im Film stellt das Duo die Frage: Was macht das Bergbau-Aus mit Bottrop und den Bottropern? Die Antwort fällt eher pessimistisch aus.
Der Titel des Films gibt den Ton vor: „Vom Ende eines Zeitalters“. In der Tat markiert der Abschied vom Steinkohlenbergbau das Ende eines Industriezeitalters. Gabriele Voss und Christoph Hübner wollen aber vor allem wissen: Was macht das mit den Menschen? Ihr persönlicher Eindruck ist noch mehr eine Befürchtung als eine Beobachtung.
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„Dieser letzte Film begleitet den Prozess des langsamen Sterbens der Zeche und die parallelen Veränderungen in der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Bottrop-Ebel in den Jahren 2018 bis 2023“, fassen die Filmemacher ihre Erzählabsicht zusammen. Ihr Eindruck von der Entwicklung, die nach dem Ende des Bergbaus eintritt: „Der Film erzählt, wie die Bergarbeiterhäuser privatisiert und verkauft wurden und neue Bewohner in die Siedlung kamen, wie der Zusammenhalt am Ort langsam brüchig wird, wie die Geschäfte, die Vereine, die Kneipen, die traditionellen Feiern und Feste immer weniger werden. Und wie sich mit diesen Veränderungen am Ort die Frage nach einer neuen Kultur und Identität einer ganzen Region stellt.“
Auch aus diesem Grund wollen die Filmemacher der Region und den Bottropern wie den Bergarbeitern ein Denkmal setzen, sagt Gabriele Voss: „Tausende gibt es, die mehr oder weniger ungesehen auf den Hütten und Zechen die schwere Arbeit verrichteten und damit zum Wohlstand aller beitrugen. Viele Bergleute bezahlten bei dieser Arbeit mit ihrer Gesundheit oder sogar mit ihrem Leben. Was diese Menschen für alle geleistet haben, sollte man nicht vergessen und entsprechend würdigen, auch wenn man heute weiß, dass das Verbrennen fossiler Energien für den Klimawandel mitverantwortlich ist.“
Was macht der Strukturwandel speziell mit den Menschen in Ebel, die Gabriele Voss und Christoph Hübner seit 1978 begleiten und beobachten? Viele alte Treffpunkte sind weggefallen. Aber vielleicht bilden sich neue, sagt Gabriele Voss: „Wir haben auch mit neu Zugezogenen gesprochen, die wünschten, dass man wieder mehr für die Gemeinschaft tut, dass man im Stadtteil neue Aktivitäten entwickelt, an denen alle teilhaben können. Die evangelische und katholische Kirche, die früher Treffpunkte für die Bürger waren, sind beide geschlossen. ,Heute ist Ebel ein Stadtteil für junge Familien‘, sagt eine jüngere Frau zu uns. Vielleicht gehen Stadtteil-Aktivitäten in Zukunft eher von jungen Familien aus, die Kinder in der Schule und im Kindergarten haben.“
Pessimistische Prognosen, verhalten optimistisches Schlusswort
Christoph Hübner ist überzeugt: Der Strukturwandel wird zu Verlusten von Traditionen und Zusammenhalt führen. Aber wenn wer damit klarkommt, dann die Menschen im Ruhrgebiet. Deshalb ist sein Schlusswort nach den pessimistischen Prognosen verhalten optimistisch.
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„Das Ruhrgebiet ist eine ausgeraubte, gebrauchte Landschaft und zeigt seine Wirklichkeit sehr offen. Man geht auch mit den anstehenden Problemen offen um. Im Film ist zu sehen, wie man mit den Hinterlassenschaften des Kohlebergbaus umgeht. Der Umbau des ehemaligen Berne-Klärwerkes in Ebel zum öffentlichen Park mit Gastronomie ist geleitet von dem Gedanken, dass man Altes nicht immer verwerfen muss, sondern damit auch etwas Neues schaffen kann. Das Publikum wird selber sehen, ob es diese Versuche gelungen findet oder nicht.“
Die Premiere des Films mit den Filmemachern findet statt am Mittwoch, 24. April, 19 Uhr im Essener Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Straße 2. Eintritt 10, ermäßigt 9, Loge 11 Euro. Film und Gespräch mit Gabriele Voss und Christoph Hübner: Donnerstag, 25. April, 18 Uhr, Rio Filmtheater Mülheim, Synagogenplatz 3. Vorverkauf im Netz: filmspiegel-essen.de