Bottrop. Die Bottroper Kneipenmeile gehört zu den Zonen in der Stadt, in denen Kiffen nach dem neuen Gesetz erlaubt ist. Nicht alle finden das gut.
Mit der Teilfreigabe von Cannabis ist zum April wieder so ein Gesetz in Kraft getreten, das eher verwirrt, viele ratlos dreinschauen lässt und vor allem: spaltet. Das spürt man auch bei den Wirtinnen und Wirten, die im Rathausviertel und auf der Gastromeile aktiv sind. Eine der Zonen, in denen die Stadt kiffen ab 20 Uhr gestattet.
Da reichen die Meinungen von strikter Ablehnung der Joints im eigenen Außenbereich, am liebsten sogar in der ganzen Umgebung, bis zu eher abwartender Haltung, nach dem Motto: Mal sehen, wie sich das entwickelt, wenn es keine Überhand nimmt oder sich Gäste nicht massenhaft beschweren, dann soll man doch sein Tütchen konsumieren.
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Lisa Minney vom König Pilsener Bierhaus auf der Gladbecker Straße gehört zu denen, die es lockerer sehen. „Am Ende kiffen die, die es wollen, sowieso und solange es sich in Grenzen hält, werde ich das in unserem Außenbereich nicht verbieten.“ Und wenn doch Kinder in der Nähe sind? „Eigentlich sollten die ja ab 20 Uhr nicht auf der Kneipenmeile unterwegs sein“, so die junge Mutter. Aber erste Bedenken sind da unterschwellig schon zu spüren.
Kiffen in der Außengastronomie spaltet die Gemüter von Wirtinnen und Wirten
Ähnlich locker sieht auch Kult-Wirtin Ramona Fleer vom Hürter die neue Regelung. Sie habe sich „noch keinen Kopf gemacht“. „Persönlich finde ich, dass die Leute das handhaben sollen, wie sie wollen.“ Aber auch sie fände es problematisch, wenn ihr Biergarten oder der Außenbereich auf der Meile ständig nach Gras riechen würde oder sich Gäste beim Essen gestört fühlten. Ähnlich wie Lisa Minney würde sie aber keine „Kiffen verboten“-Schilder aufstellen. Zunächst.
Strikt gegen Joints in seinen Betrieben ist Gastronom Mario Grube, der vor einem Jahr das Mio 1889 im ehemaligen Corretto eröffnete und kürzlich auch gegenüber in der früheren Kasbar die Spritzeria an den Start brachte. „Ich werde in die neue Karte schreiben ,Kein Cannabis-Konsum in diesem Lokal‘, weil ich weiß, dass auch die meisten Gäste das nicht mögen“, sagt Grube bestimmt.
Er selbst möchte auch keine Kiffer in seinem Lokal, in dem ja auch gegessen würde. „Wenn Sie mich fragen, ich persönlich finde das ganze Gesetz daneben, unausgereift und nicht nachvollziehbar.“ Da würden große Kampagnen gegen Tabakkonsum gefahren, die Raucher möglichst weit abgedrängt und Gras gleichzeitig erlaubt. „Völlig unverständlich.“
Genauso ablehnend steht Abdel Hmadi, Wirt der Rathausschänke, der neuen Regelung gegenüber. Zwar liegt sein Wirtshaus nicht an der Kneipenmeile, dafür am Rathausplatz, wo regelmäßig der Feierabendmarkt stattfindet. „Schauen sie doch mal, wie viele Kinder oder junge Jugendliche dort auch noch um 20 Uhr unterwegs sind und die will man ja eigentlich schützen.“ Er weiß, dass einige Gäste kiffen, bislang aber nicht in seinem Laden. „Ich möchte auch, dass das so bleibt und werde entsprechend informieren“, so Hmadi.
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Wie er das am Ende durchsetzen könne, sei die große Frage. Seiner Ansicht nach tue sich auch eine Zwickmühle auf, wenn in einer Gruppe Kiffer sind, die anderen aber nicht. „Wenn ich die Kiffer rausschicke, verliere ich wahrscheinlich auch die anderen Gäste der Gruppe.“ Für den Wirt, der gerade und nach reiflicher Überlegung seinen Pachtvertrag um weitere fünf Jahre verlängert hat, ist diese Gesetzesregelung eigentlich ein Unding. Neuer Ärger, auch mit Anwohnern, könnte so vorprogrammiert sein.
Auch Nicht-Gastronomen betrachten die Cannabis-Freigabe im Rathausviertel skeptisch
Auch Nicht-Gastronomen wie Dirk Helmke von der Interessengemeinschaft Rathausviertel oder Piet Metzen vom Bottcast als Anlieger im Torbogenhaus, sehen das Gesetz skeptisch. „Am Torbogen und dahinter wird schon längst gekifft, da ändert sich nichts“, weiß der stadtbekannte Podcaster. Aber für Speisegastronomie, die ja nicht nur jenseits der Gambrinus-Statue liegt, könnte das schon zur Geruchsbelästigung werden. Und: „Da sitzen ja auch Kinder abends beim Essen“, gibt der Vater einer Tochter zu bedenken.
Dirk Helmke sieht die Sache zunächst pragmatisch: „Wenn das Gesetz und die Stadt in diesem Bereich den Cannabiskonsum zu bestimmten Zeiten erlaubt und es diese Zone gibt, ist es schwer, das zu verbieten.“ Persönlich sieht er es aber „als Fehler an, so etwas überhaupt freizugeben“.