Bottrop. Bürger fragen, ob man den Saalbau in Bottrop wieder für Veranstaltungen nutzen könnte. Wer etwas dagegen hat und was das kosten würde.

Der alte Saalbau neben dem historischen Bottroper Rathaus ist in den Köpfen von Bürgerinnen und Bürgern nicht kaputtzukriegen. Nach dem Aus für den geplanten Verwaltungsneubau auf dem Saalbau-Gelände, in dem auch Ebenen für Bürgertreffs dienen sollten, und dem Scheitern der Idee für einen großen Saal im früheren Hansacenter werfen sie die Frage auf, ob der alte Saalbau nicht doch wieder als Versammlungsort genutzt werden könne.

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Dennis Heger ist einer von ihnen. Der Bottroper spielt darauf an, dass es in der Innenstadt schließlich drei große leerstehende Gebäude gebe: das Hansacenter, das frühere Karstadt-Haus und eben auch den Saalbau, der ebenso wie die beiden großen Gebäudekomplexe in der Fußgängerzone bei der Belebung der Innenstadt eine gute Rolle spielen könne. Er erinnert dararan, dass im Saalbau immer wieder auch Musikkonzerte und große Feste stattfanden.

Saalbau: „Das Gebäude an sich ist eine Ikone für die Bottroper“

„Die Frage nach einer Neueröffnung des Saalbaus kam in Diskussionen unter Freunden und Bekannten immer wieder auf“, sagte der Bottroper IT-Kaufmann in einem Gedankenaustausch. Auch bei den Bürgerbefragungen zur Innenstadtentwicklung sei der Saalbau in Gesprächen der Bürger untereinander ein Thema gewesen. Weil die Neubaupläne für das Verwaltungsgebäude, in dem es ja auch Ebenen für Bürgertreffs geben sollte, scheiterten und durch die Verhinderung des Hochzeitssaals im Hansacenter fehle nun der erhoffte große Veranstaltungsort im Zentrum der Stadt für lange Zeit.

„Die Karnevalisten zum Beispiel gehen doch nicht in die Aula Welheim, weil es ihnen da so sehr gefällt“, vermutet Heger, sie hätten vielmehr kaum eine Alternative. Größere Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Konzerte und Tanz gebe es in der Innenstadt inzwischen ja auch überhaupt nicht mehr, bedauert er. Dies könne die Stadt mit dem Saalbau wieder anbieten. Dessen Lage und verkehrliche Anbindung sieht der Bottroper als ideal an. Auch Parkmöglichkeiten seien vorhanden. „Das Gebäude an sich ist eine Ikone für die Bottroper und überregional bekannt“, meint Dennis Heger.

Der Saalbau in Bottrop wurde immer wieder einmal gebraucht. Hier traten Soldaten der Bundeswehr an, um während der Corona-Pandemie vom Saalbau aus bei der Kontaktverfolgung zu helfen.
Der Saalbau in Bottrop wurde immer wieder einmal gebraucht. Hier traten Soldaten der Bundeswehr an, um während der Corona-Pandemie vom Saalbau aus bei der Kontaktverfolgung zu helfen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Platz für einen Jugendtreff und einen Kindergarten

Der Bottroper bringt eine ganze Reihe von Ideen für die erhoffte Saalbau-Zukunft ins Gespräch: Ein Jugendtreff hätte darin für ihn ebenso Platz wie ein Kindergarten. Eine Bar, in der auch getanzt werden kann, oder ein Bistro gehören für ihn hinein und bei schlechtem Wetter wäre darin vielleicht auch Platz für den Feierabendmarkt nebeenan auf dem Rathausplatz. Als Träger käme außer der Stadt womöglich auch ein Bürgerverein in Frage, der die zu erneuernde Veranstaltungsstätte dann Bürgern, Firmen und der Stadt zur Verfügung stellen könne.

Von den Ratsparteien will außer Linken und DKP aber kaum jemand etwas davon wissen. Für die Verwaltung rät auch OB Bernd Tischler davon ab, eine neue Nutzbarkeit des Saalbaus auch nur zu prüfen. Im Bottroper Hauptausschuss fand Dennis Hegers Bürgeranregung daher auch keine Zustimmung. Schließlich hatte der Stadtrat schon vor gut sieben Jahren beschlossen, den Saalbau zu schließen. Dadurch sparte die Stadt nicht nur 700.000 Euro pro Jahr ein, ihr Immobilienressort tat auch nur das Nötigste, um den Bau vor dem völligen Verfall zu bewahren.

Die Brandmelder sind marode und das Dach ist undicht

Die Verwaltung rechnet daher mit grob geschätzten Kosten von mindestens zehn Millionen Euro, falls der Saalbau denn saniert werden soll. Genauer weiß das niemand, da es an Personal fehle, dies zu ermitteln, wie es heißt. Um das Gebäude neu nutzen zu können, müsse es auf jeden Fall von der Fassade über die Fenster bis hin zum Dach energetisch erneuert werden. Außerdem müsse ein Nutzungsplan vorliegen, um den Saalbau auch im Inneren neu herrichten zu können.

Der Saalbau war aber zwischenzeitlich weiterhin gebraucht worden: etwa noch im Jahr 2016 als Flüchtlingsunterkunft oder auch während der Zeit der Corona-Pandemie vor zwei, drei Jahren. Sanierungsarbeiten gab es offenbar aber wegen der Schließungsabsicht nur, damit der Bau nicht verfällt.

Die Zustandsbeschreibung der Fachleute fällt entsprechend aus: Die technische Ausstattung sei nicht auf dem nötigen Stand von heute. Die Belüftung müsste erneuert werden. Auch die Brandmeldeanlage sei marode. Die Elektrik in dem Gebäude müsste komplett neu eingezogen werden. Das Dach ist undicht. Es werde nur noch so weit abgedichtet, dass kein Regenwasser ins Innere laufen könne, heißt es.

Was dürfte allein der Abriss des Saalbaus kosten?

Zehn Millionen Euro und mehr seien sehr viel Geld, meint auch Dennis Heger. Solange der alte Saalbau aber noch da steht, bleibt nicht nur für Dennis Heger die Frage offen, ob es um das Gebäude nicht zu schade wäre. Der Bottroper fragt auch bereits, was allein ein Abriss des alten Saalbaus irgendwann wohl kosten würde.