Bottrop. Längst lassen sich auch Ärzte und Anwälte tätowieren. Bottroper Tattoo-Studios erklären, worauf Kunden achten sollten und was No-Gos sind.
Ronny Raida betreibt seit 2013 das Tattoo-Studio Zeitgeist auf der Gladbecker Straße am Rande der Innenstadt. In diesem Beruf könne er seine künstlerische Ader, Zeichnen, Designen und Fotografieren, voll ausleben. „Ursprünglich habe ich eine Ausbildung zum Grafikdesigner gemacht. Als ich mich in dieser Arbeitsumgebung jedoch nicht besonders wohlfühlte, sattelte ich um und wurde Tätowierer“, so Raida.
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Es bedarf viel Übung und Selbstsicherheit, um ein echtes Tattoo zu stechen, sagt Ronny Raida. Sein erstes Motiv stach er sich selbst. „Es ist schon eine Überwindung, sich selbst oder andere mit der Nadel zu verletzten. Schließlich sitzt da ein Mensch, der dir im besten Fall voll und ganz vertraut“, so Raida. Dieses Selbstvertrauen wachse mit der Zeit. Der Tätowierer fing mit kleinen, einfachen Motiven an. Um die Konzentration auch nach den vielen Jahren noch zu bewahren, dürfe man den Respekt vor der Aufgabe nie verlieren.
Tätowierungen sind im Trend durch alle Bevölkerungsschichten
Tätowierungen allgemein seien zur Zeit gesamtgesellschaftlich im Trend, was sich an der Zusammensetzung der Kundschaft zeige. „Wir haben im Studio mittlerweile neben Handwerkern, Gastronomen oder Sportlern auch Ärzte, Anwälte und andere. Da sind alle dabei“, so Raida. In manchen Branchen verspürten Tätowierte auch heute noch Nachteile. Bei der Polizei bekämen Beamte mit Tattoos am Hals oder auf den Händen Probleme. Ähnlich sei es immer noch bei Einstellungsgesprächen oder Wohnungsbesichtigungen, wenn beim optischen Ersteindruck durch Tätowierungen Vorurteile geweckt werden könnten.
Tattoo-Trends seien nicht so kurzlebig wie im Modebereich, trotzdem gäbe es sie. Eine Änderung einer permanenten Tätowierung ist da nicht so leicht, trotzdem komme es durchaus vor, dass Kunden Motive schon nach einigen Jahren wieder überstechen lassen, weil sie sich von der Welle haben mitreißen lassen, sagt Ronny Raida.
Motive müssen im Voraus für Jahrzehnte geplant werden
Durch den technischen Fortschritt in der Branche sei das Spektrum der möglichen Motive und deren Detailgrad stark gewachsen. „Als ich anfing, musste sich jeder Künstler die Nadeln noch selber löten. Heute gibt es dafür dutzende Hersteller“, so Raida. Zu verschachtelte Motiv steche er trotz der technischen Machbarkeit nicht. Denn unter der Haut zerlaufe die Farbe über die Jahre. So werden Linien mit der Zeit um zehn oder zwanzig Prozent dicker. Ein Tattoo aufzufrischen, sei nur bedingt möglich, da sich die Haut mit jeder Verletzung zunehmend vernarbe.
„Abgesehen vom Alter empfehle ich jedem Kunden eine gewisse Bedenkzeit, um eine neue Perspektive auf ein Motiv zu bekommen“, sagt Raida. „Grundsätzlich gilt dennoch, dass wir keine Minderjährigen tätowieren. In diesem Alter sind die meisten zu sprunghaft, als dass ich ein Tattoo, das ein Leben lang Bestand hat, verantworten möchte.“ Auch wenn dies mit dem elterlichen Einverständnis ab 16 Jahren gesetzlich möglich wäre, änderten sich Interessen und Neigungen noch zu schnell.
Jeder mit Nadel kann den Beruf ausführen
Der Beruf des Tätowierers ist kein Lehrberuf und im Gegensatz zu anderen Handwerks- und Dienstleistungsberufen nicht geschützt. „Man kann sich nicht klassisch zum Tätowierer ausbilden lassen, mit Gesellen- und Meisterbrief“, so Manuel Bresnit. Der 43-Jährige betreibt das Studio „Stichfest by Manuel“ auf der Brauerstraße. Interessenten gingen dennoch bei etablierten Künstlern in die Lehre und eignen sich dort das Handwerk an. Nach sechs bis zwölf Monaten Übung sei der Durchschnitt dann bereit, selbstständig Motive zu stechen.
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Die Schwierigkeit in der Karriere eines Tätowierers sei demnach weniger der Schritt in die Selbstständigkeit, als das Finden eines passenden Lehrers. Daher gäbe es kaum allgemeingültige Gütesiegel, die den Kunden ein kompetentes Studio sichtbar machen. „Schon im Vorgespräch sollte der Kunde durch den Tätowierer aufgeklärt und beraten werden“, so Bresnit. Abseits davon seien Fotos von gestochenen Motiven und Mundpropaganda die besten Anhaltspunkte.
Tattoo-Pflege ist reine Philosophie
„Wer schon häufiger tätowiert wurde, weiß, dass viele Künstler bezüglich der Pflege des Motivs geteilter Meinung sind“, meint Achim Knoblauch, Besitzer des Amok Tattoo-Studios auf der Gladbecker Straße. Seit 1993 sticht Knoblauch seinen Kunden schon ihre Lieblingsmotive und betreibt damit das älteste Studio in Bottrop. Während in den meisten Betrieben ähnlich zu Friseuren immer eine Palette Pflegeprodukte angeboten werden, um den Heilprozess möglichst schonend zu begleiten, empfiehlt er seinen Kunden, auf die eigene Hausapotheke zurückzugreifen.
„Im Grunde sind die meisten Produkte alle ähnlich gut geeignet und erfüllen ihren Zweck. Nämlich leichte Verletzungen in den oberen Hautschichten zu behandeln und eventuellen Entzündungen vorzubeugen. All das bewerkstelligt auch eine handelsübliche Wundcreme oder -salbe“, so Knoblauch. Andere Kollegen würden sogar empfehlen, die Wunde nur sauber und gänzlich unbehandelt zu lassen, da nach einer Nacht die Krustenbildung ohnehin begonnen habe.