Bottrop. Sein Leben lang blieb Ernst Löchelt (1937-2014) seiner Heimatstadt treu. Er war Bottrops erster hauptamtlicher OB und Macher in vielen Bereichen.

Lebensläufe und Karrieren wie die von Ernst Löchelt werden immer seltener. Vor zehn Jahren starb Bottrops Alt-Oberbürgermeister. Diesen Ehrentitel, der ein wenig an „Alt-Kanzler“ erinnert, hatte er nach dem Ausscheiden aus dem Amt erhalten, das er von 1995 bis 2004 als erster hauptamtlicher Oberbürgermeister seiner Heimatstadt innehatte. Löchelt, der 1937 in Bottrop geboren wurde, dort aufwuchs, hat diese, „seine“, Stadt nie verlassen, was heute in Zeiten von geforderter Flexibiltät und Karriereplanung fast schon archaisch anmutet.

Auch Ernst Löchelts berufliche Laufbahn begann vor genau 70 Jahren im Dunstkreis des Rathauses, dessen Chef er einmal werden sollte, in der Stadtverwaltung mit verschiedenen Stationen. Personalratsvorsitzer, später Amtsleiter, in den späten 1970er Jahren Beigeordneter und 1987 Oberstadtdirektor, ein Amt, das es heute so nicht mehr gibt. Zwei Mal wurde er Oberbürgermeister. Beim zweiten Mal, 1999, nach einer Stichwahl, nachdem die CDU (42 Prozent) in der langjährigen SPD-Hochburg (40,2 Prozent) Bottrop bei der Kommunalwahl die Nase sogar leicht vorn hatte. Es war die Zeit, als viele SPD-Hochburgen im Revier und anderswo zusehends bröckelten, in Bottrop letzlich aber doch nicht.

Unter dem längjährigen OB Ernst Wilczok (r.) würde Ernst Löchelt 1978 Beigeordneter und 1987 Oberstadtdiektor. Hier bei der Ernennung im Ratssaal.
Unter dem längjährigen OB Ernst Wilczok (r.) würde Ernst Löchelt 1978 Beigeordneter und 1987 Oberstadtdiektor. Hier bei der Ernennung im Ratssaal. © WAZ | Birgit Schweizer

Dieses Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hermann Hirschfelder war allerdings denkbar knapp: Der erreichte als OB-Kandidat der CDU am 12. September 43,8 Prozent, Löchelt 44,6 Prozent der Stimmen. Nach der Stichwahl am 26. September war aber klar: Löchelts Stimmenanteil lag bei 53,80, Hirschfelders bei 46,19 Prozent, und der SPD-Mann blieb bis 2004 Bottrops Oberbürgermeister.

Wieder so eine Besonderheit in der damals noch weit überwiegend katholischen Stadt, in deren Rat immer auch die DKP vertreten war, in der alten Bundesrepublik vor Wende und Mauerfall und der späteren Formierung der Linken ohnehin ein Kuriosum. Ernst Löchelt, der Protestant, war und blieb Zeit seines Lebens einer dieser typischen Sozialdemokraten des Ruhrgebiets, in dem die SPD ohnehin wenig ideologisiert, oft sogar eher wertekonservativ auftrat. In und für Bottrop war Löchelt aber immer ein Macher, ein Anwalt für seine Stadt quer durch alle Schichten und gesellschaftliche Gruppen.

Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Ernst und Ernst. Am 22. Juni 2012 feierte der ehemalige OB Ernst Löchelt Ernst Löchelt seinen 75. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde das neue Schulpferd des Reit- und Fahrvereins Bottrop auf den Namen Ernst „getauft“.
Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Ernst und Ernst. Am 22. Juni 2012 feierte der ehemalige OB Ernst Löchelt Ernst Löchelt seinen 75. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde das neue Schulpferd des Reit- und Fahrvereins Bottrop auf den Namen Ernst „getauft“. © Winfried Labus / WAZ Foto Pool | Winfried Labus / WAZ Foto Pool

Der Vorsitz der Arbeiterwohlfahrt (Awo), recht passend für einen SPD-Mann, war für Löchelt nicht nur ein Amt, sondern eine Aufgabe, die zum sozialen Engagement passte. Gründer und Vorsitzender der Kinderhilfe Bottrop, später die nach ihm benannte Ernst-Löchelt-Stiftung für Kinder- und Jugendhilfe, deren Vorstandsvorsitzende bis heute seine Witwe Marga Löchelt ist, die Bottroper Bürgerstiftung, selbst der Förderverein zum Erhalt der Heilig-Kreuz-Kirche (heute Kulturkirche): „Ernst Löchelt war der zweite, der kurz vor seinem Tod mit im Boot saß und sagte, wir müssen den Bau erhalten. Und wenn er sagte ,mach ich‘, war klar: Ernst Löchelt, der Macher, machte“, so Dirk Helmke, auf dessen Initiative der 2013 gegründete Förderverein zurückgeht.

Ernst Löchelt setzte sich bis zu seinem Tod vor zehn Jahren in vielen Bereichen ein

Sport war eine Leidenschaft des passionierten Tennisspielers (TC Blau-Weiß), der sich Turniere oder Stadtmeisterschaften nicht nehmen ließ. Kultur, Brauchtum, Freizeit: Ernst Löchelt mischte mit. Egal, ob es um Mittelbeschaffung fürs Museum Quadrat ging, oder als Protektor, später Ehrenprotektor, bei Kirchhellens Brezelbrüdern, Stadtfeste, Einsatz für den Weihnachtsmarkt oder Partei- und Gewerkschaftsarbeit. Der Bottroper kannte seine Stadt, spürte, was notwendig war, bis hin zum Frauenhaus oder Kitas in Awo-Trägerschaft.

Der damalige OB Ernst Löchelt (r.) mit Sophia Loren, dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau und Top-Model Claudia Schiffer 1996 bei der Eröffnung der Warner Movie-World in Feldhausen.
Der damalige OB Ernst Löchelt (r.) mit Sophia Loren, dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau und Top-Model Claudia Schiffer 1996 bei der Eröffnung der Warner Movie-World in Feldhausen. © WAZ | Birgit Schweizer

Was heute zur Fun- und Freizeit-City Bottrop gehört, wurzelt oft in den Löchelt-Jahren. In seine Zeit fiel 1996 die Eröffnung der damaligen Warner Movie-World in Feldhausen an der Seite von Johannes Rau (damals NRW-Ministerpräsident), Filmstar Sophia Loren und Top-Model Claudia Schiffer. Ein Jahr später soll Rau einmal über seinen Nachfolger gesagt haben: „Wolfgang Clement sitzt neben Claudia Schiffer und ich neben dem Bürgermeister von Bottrop - es gibt keine Gerechtigkeit mehr.“ Das hier gezeigte Bild von unserer langjährigen Kollegin Birgit Schweizer zeigt aber: Rau konnte sich bei diesem Auftritt in Bottrop nicht beschweren – ihn umrahmten nämlich Schiffer und die Loren, während Ernst Löchelt scheinbar sogar einen Schritt zurück tritt.

Vier Jahre später legt er mit Ski-Weltstar Marc Girardelli den Grundstein für das Alpin-Center, einer weiteren Fin-City-Loction. Aber Löchelt war auch so etwas wie der sprichwörtlich bekannte bunte Hund in Bottrop. Jovial, bürgernah, eben nicht nur anzutreffen mit Promis oder auf den größeren Festen in der Stadt.

Auszeichnungen und Erinnerungen

Geehrt hat seine Heimatstadt Ernst Löchelt mehrfach, unter anderem mit der Stadtplakette und dem Ehrenring. Es folgten das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, später erweitert durch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, aber auch der Verdienstorden des Landes NRW.

Bis heute erinnern die nach ihm benannte Stiftung oder das Awo-Seniorenzentrum an der Bügelstraße an Bottrops ersten hauptamtlichen OB, der vor zehn Jahren starb und unter großer Anteilnahme auf dem Parkfriedhof beigesetzt wurde. Seine historische NSU Max mit Beiwagen hat Marga Löchelt dem Kleinen Motorradmuseum zu treuen Händen übergeben.