Bottrop. Viel Arbeit steckt die Schülergewerkschaft in ihren neuen Schülertreff. Nach den Ferien will sie eröffnen und für Leben in Bottrops City sorgen.

Durch einen schmalen Flur geht es eine ziemlich steile Treppe hinauf. Irgendwie hat das Flair. So als betrete man gleich einen schicken Club. Drinnen sieht es aber momentan natürlich noch ziemlich nach Kraut und Rüben aus. Fünf junge Männer sind gerade dabei, Ordnung zu schaffen und die Renovierung vorzubereiten. Früher war hier der Friseursalon Rogge. Nach den Ferien will die erst vor kurzem gegründete Schülergewerkschaft in dem Geschäftslokal an der Hansastraße 17 ihren Jugendraum eröffnen. Spätestens dann soll auch klar sein, wann genau und wie lange dieser geöffnet ist.

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Ein Kicker steht schon drin. Eine Dartwurfscheibe hängt an der Wand. Geflammte Holzpaletten lehnen in einer Ecke. Die könnte man gut für eine Theke brauchen. In einer Nische steht schon ein Kühlschrank, der gut gefüllt mit Getränkeflaschen ist. Polsterstühle, Tische, Klappstühle, ein paar Couchmöbel stehen bereit. Mittendrin liegt ein Stapel Wandpaneele. Lennart Schraven, Karl Urban, Maximilian Grosse, Tom Kubela, und Nick Groß haben sich an die Arbeit gemacht, um aus dem alten Salon einen gemütlichen Schülertreff zu machen.

Jugendraum steht allen Schülerinnen und Schülern offen

„Wir haben jetzt einen Raum im Marktviertel, in dem wir uns frei entfalten können. Ohne Kontrolle von außen“, sagt Lennart Schraven. Denn das ist der Schülergewerkschaft wichtig: Aus dem leerstehenden, früheren Friseursalon in der Fußgängerzone soll ein Jugendtreff werden, den sie selbst verwalten, betont der Gewerkschaftsvorsitzende. Viel Glas prägt den Raum: große Fensterfronten an zwei Außenwänden und innen drin etliche hohe Spiegel. So wirkt der künftige Jugendraum hell und offen. Das soll er schließlich sein: offen für jede und jeden, soweit sie denn Schülerinnen und Schüler und zwischen 14 und 20 Jahre alt sind.

Der neue Jugendraum ist in der Bottroper Fußgängerzone in dem Haus mit der blauen Fassade an der Hansastraße 17 zu finden.
Der neue Jugendraum ist in der Bottroper Fußgängerzone in dem Haus mit der blauen Fassade an der Hansastraße 17 zu finden. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Auszubildende dürfen selbstverständlich ebenfalls kommen. Schließlich besuchen diese eine Berufsschule, sind also auch Schülerinnen und Schüler, ist sich die fünfköpfige Runde von Schülern des Heinrich-Heine-Gymnasiums beim Treffen im Jugendraum einig. Durch Mundpropaganda wollen die Jugendlichen die Schülerinnen und Schüler des Josef-Albers-Gymnasiums und nach und nach der anderen Schulen in Bottrop auf den neuen Treffpunkt aufmerksam machen. Auch zum Jugendparlament hat die Schülergewerkschaft dazu bereits Kontakt aufgenommen.

Bottroper Jugendtreff ist auch zu den Freistunden zugänglich

Der Raum an der Hansastraße 17 sei der erste Schritt zu einem eigenen, selbstverwalteten Jugendzentrum mitten in der Innenstadt, sagt Lennart Schraven. „Einen zweiten Kicker könnten wir gut gebrauchen, dann können wir hier auch Turniere ausspielen“, fällt ihm spontan ein. Nutzbar sei der Jugendtreff natürlich für alles Mögliche, ob nun an den Nachmittagen oder auch in den Freistunden in den Schulen drumherum. Dabei gehe es nicht nur um Freizeitaktivitäten. „Wir können uns auch beim Unterrichtsstoff helfen“, meint Schraven, gegenseitig und auf Augenhöhe sowieso. Ältere Schülerinnen und Schüler können jüngeren sicherlich auch den einen oder anderen Tipp geben.

Das Engagement für den neuen Jugendraum sei zum Auftakt enorm, freut sich das Renovierungsteam über die vielen Helferinnen und Helfer beim Einräumen der ersten Möbel in den alten Salon. „27 Leute sind da gewesen, und das an einem Samstag um 11.30 Uhr, wenn sich andere oft noch vom Feiern erholen“, meint Lennart Schraven. Das sei ein gutes Zeichen, dass die Idee Resonanz finde. „Das ist hier auch unsere Innenstadt. Wir wollen auch, dass hier wieder mehr Leben ist“, sagt Tom Kubela.

Bottrops Innenstadt soll auch jugendfreundlicher werden

Den Raum dazu hat die Immobilienfirma von Oliver Helmke der Schülergewerkschaft kostenlos zur Verfügung gestellt. „Daran sieht man, dass unsere Idee so gut ist, dass uns viele Bottroper unterstützen wollen“, meint Milla Vranic, die sich im Vorstand der Gewerkschaft einbringt. Auf ihrer Internetseite www.schuelergewerkschaft.de beschreibt die Gewerkschaft ihren Weg zu einer jugendfreundlichen Innenstadt, die allen und vor allem auch Jugendlichen offensteht. Auf ihrem neuen Instagram-Kanal „schuelergewerkschaftbottrop“ zeigen die Jugendlichen, wie sie dabei sind, den Raum einzurichten.

Das geschieht in einer Mischung aus Arbeit und Spaß haben. Während die einen kräftig mit anpacken, spielen andere in ihren Pausen am Kicker, wieder andere werfen auf die Dartscheibe oder machen es sich in der Sitzecke beim Diskutieren gemütlich. Auf der Internetseite der Gewerkschaft macht Vorstandsmitglied Tom Kubela klar, dass es für ihn wichtig sei, sich aktiv einzubringen. „Wir müssen Verantwortung übernehmen. Ich wünsche mir, dass die Innenstadt Bottrops jugendfreundlicher wird. Und, dass wir ein Teil der Veränderung sind“. Auch Vorstand Karl Urban meint: „Es ist wichtig, dass wir für unsere Interessen einstehen, und diese auch klarmachen. Ich mag den Gedanken, dass wir selber etwas in die Hand nehmen.“

Eine gemütliche Sitzecke, ein Kicker, Tische und Stühle sowie Holzpaletten für eine Theke stehen in dem zukünftigen Jugendraum an Hansastraße in Bottrop schon bereit.
Eine gemütliche Sitzecke, ein Kicker, Tische und Stühle sowie Holzpaletten für eine Theke stehen in dem zukünftigen Jugendraum an Hansastraße in Bottrop schon bereit.

Jugendamt will Rechte junger Leute stärken und sie ermutigen

Diese Haltung der Schülerinnen und Schüler findet im Jugendamt sowie im Jugendhilfeausschuss der Stadt prinzipiell ein positives Echo. Dass Jugendarbeit selbstbestimmtes Handeln der jungen Leute fördern und ihnen dazu Möglichkeiten eröffnen müsse, ist da beschlossene Sache. Dies könne zum Beispiel passieren, indem Aktionen in öffentlichen Plätzen wie rund um die Skaterbahn im Ehrenpark, auf Schulhöfen und in Parks mit den Jugendlichen geplant werden. Es gehe darum, die Rechte junge Leute zu stärken, ihnen Gehör zu verschaffen und sie bei der Durchsetzung ihrer Interessen zu ermutigen, heißt es.

Gespräche der Schülergewerkschaft mit den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses seien allerdings zunächst ohne Ergebnisse geblieben, bedauert Lennart Schraven. Es hieß, ein selbstorganisierter Raum, wie ihn sich die Schüler wünschten, sei nicht möglich. Wenn die Stadtverwaltung so einen Raum bereitstelle, müsse dieser auch von ihren pädagogischen Mitarbeitern beaufsichtigt werden. Das aber wollten die Schülerinnen und Schüler nicht. Es müsse schnell und unbürokratisch etwas für Jugendliche getan werden, damit sie ihre Freizeit im Marktviertel verbringen können, forderten sie und brachten dies schließlich selbst auf den Weg.

„Lasst uns dafür sorgen, dass Bottrop wieder schön wird“

So wie es auch Marlena Bystron für die Schülergewerkschaft auf ihrer Internetseite erklärt: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir selbst, die Jugendlichen, Bottrop zu einer jugendfreundlichen Stadt machen“. Vorstandsmitglied Jannik Weiss unterstützt das ebenso: „Ich will, dass man wieder einen Ort schafft, um gemeinsam zu chillen und Spaß zu haben“, ruft der Schüler zu gemeinsamen Engagement auf: „Mach mit! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Bottrop wieder schön wird. So, dass wir uns hoffentlich bald zusammen in unseren selbstorganisierten Raum treffen können“.