Bottrop. „Die neun spannendsten Jahre“ seiner Berufslebens enden. Jürgen Heidtmann, Leiter des Bottroper Sport- und Bäderbetriebes, geht in Ruhestand.
Nach mehr als 45 Jahren im Dienst der Stadt Bottrop verabschiedet Oberbürgermeister Bernd Tischler am Freitag Jürgen Heidtmann in den Ruhestand. Als Leiter des städtischen Sport- und Bäderbetriebes hat er in den vergangenen neun Jahren die Sportstättenentwicklung in Bottrop auf neue Grundlagen gestellt. Die werden jetzt allerdings auch eine Weile halten müssen, sagt er: „Große Sprünge werden in den nächsten Jahren nicht mehr drin sein.“
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Im Januar 1978 hat Heidtmann als Praktikant bei der Stadt angefangen und ist noch im selben Jahr in die Ausbildung zum Inspektoranwärter übernommen worden. „Meine erste Stelle hatte ich beim Sozialamt“, erinnert er sich. „Danach wechselte ich ins Rechnungsprüfungsamt und wurde einer von den gefürchteten Grünstiften.“ Der Name leitete sich ab von der Farbe der Aktenvermerke: Nur die Rechnungsprüfer durften die Stift-Farbe Grün verwenden.
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In der Folge kümmerte er sich im Bottroper Existenzgründer: zunächst als Geschäftsführer des Bottroper Gründerzentrums in der Lohnhalle Arenberg-Fortsetzung und nach dessen Abwicklung als Abteilungsleiter des Nachfolgers Startercenter.
Bottrops Stenkhoffbad: Ein Dauerthema
Als Gerd Kießlich 2014 Leiter des städtischen Fachbereichs Personal und Organisation wurde, übernahm Heidtmann in, wie er selbst sagt, „ziemlich stürmischen Zeiten“ den Sport- und Bäderbetrieb. Eine seiner Aufgaben: das Stenkhoffbad, das einer Ratsmehrheit zu teuer geworden war, das aber 2013 durch einen Bürgerentscheid am Leben gehalten wurde. Heidtmann musste - und wollte - den Bäderbetrieb weiterführen, möglichst ohne einen Kostendeckel zu überschreiten. Deshalb suchte er immer wieder nach Finanzquellen, um das marode Bad zu sanieren.
Der Betrieb versuchte ab 2018 vergeblich, aus einem Förderprogramm des Bundes eine große Lösung für eine Badsanierung einzuwerben. Acht Millionen Euro hätte die gekostet. 2020 stellte Heidtmann eine kleine Lösung vor: Neubau eines Multifunktionsgebäudes, Nachbesserungen bei der Barrierefreiheit. Dafür gab es 2021 aus Städtebaufördermitteln 1,5 Millionen Euro Fördergeld vom Land. Im Mai 2023 stellte sich allerdings heraus: Die Baukosten liegen viel höher als zunächst geschätzt. Dennoch entschied eine Mehrheit der Sportpolitiker: Wir bauen trotzdem. Eine richtige Entscheidung, sagt Heidtmann, weil sie die Zukunft des Bades sichern helfe. Aber eine schwere Hypothek in Form von Kreditkosten für die nächsten Jahre, ebenso wie der immer teurer werdende Neubau der Sporthalle an der Neustraße.
Heidtmanns zweite große Baustelle: die Sportplätze der Stadt und die Überlastung der Sporthallen. Hier hat sich Heidtmann mit dem Sportsoziologen Horst Hübner von der Uni Wuppertal externen Sachverstand ins Boot geholt, der sich aber im Bottroper Breitensport auskannte: Von 2002 bis 2004 hatte der in Bottrop schon Daten erhoben für eine Entwicklungsplanung der Sportstätten, die er 2015 dann der Bottroper Sportpolitik vorstellte. Das Prinzip hatte sich schon in anderen Städten bewährt: Wenig genutzte Anlagen schließen, gut nachgefragte Sportplätze aufwerten. So entstanden zusätzliche Kunstrasenplätze im Jahnstadion (2015), Kirchhellen (2016) und Welheim (2018). 2021 legte Heidtmann mit Henning Wiegert, der jetzt sein Nachfolger wird, eine Fortschreibung der Planung für die Sportplätze vor. Beide setzen auf einen Trend: Bewegung unter freiem Himmel nach dem Vorbild der Calisthenics-Anlage im Sportpark.
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Spannend waren die neun Jahre, sagt Heidtmann im Rückblick, aber auch hart. Unendlich viele Termine hat Heidtmann in den letzten Jahren absolviert beim Diskutieren und Moderieren mit Vereinen, Sportpolitikern und Verwaltung. Deshalb steht ein Leben ohne Termine ganz oben auf Heidtmanns Plan für 2024: „Auf Sicht werde ich mich sicher ehrenamtlich engagieren. Aber zunächst möchte ich keine Verpflichtungen mehr.“ Auch um Zeit zu haben für ausgedehntes Radfahren.