Bottrop. Bottrops Kulturkirche wird zu Al Capones Hinterzimmer. Eine Sause à la Babylon Berlin. Ein paar Karten gibt’s noch. Das sollten die Gäste wissen:
„Rien ne va plus – nichts geht mehr“, das werden die Gäste in der nächste Woche vom Croupier in der Kulturkirche öfter hören. Doch, sie lesen richtig: Roulette in der Kirche. Damit brechen die Mitglieder von „Konjungtur“ (dem Forum junger Unternehmer in Bottrop), die Volksbank und der Förderverein Kulturkirche kein Tabu – doch. Irgendwie schon. Denn die denkmalgeschützte Kirche verwandelt sich tatsächlich für einen Abend in eine Spielhölle mit allem, was dazu gehört.
Roulette, Black Jack, Poker, dazu Musik im Stil der 20er Jahre und ein Mehrgänge-Menü: Das alles klingt etwas verrucht, nach „roaring twenties“, Babylon Berlin oder – wir sind ja in Bottrop – nach Eloria. Wenn dann noch die Gäste wie gewünscht im passenden Outfit erscheinen, könnte zumindest für einen Abend das Lebensgefühl der oft beschworenen wilden 20er lebendig werden.
„Wer zart besaitet ist, muss sich keine Gedanken machen“, sagen Heike Biskup vom Förderverein Kulturkirche und Werner Saalfeld, der mit Roberto Giavarra den Verein „Konjungtur“ vertritt. „Die Kirche ist als solche nicht mehr zu erkennen, die Um- und Einbauten für den Abend werden so aufwändig sein, dass bis auf die Höhe kaum noch etwas an den bereits entwidmeten Sakralraum erinnert.“
Spieltische stehen in Bottrop in speziellen Séparées
Wie in Séparées verbergen sich Roulettetische (original aus Las Vegas) hinter dunklen Vorhängen. Während vorne noch alles nach Gesellschaftsraum ausschaut, Tische fürs Menü mit italienischem Schwerpunkt aufgebaut sind und eine Live-Band den Raum verwandelt, gibt es hinten eine Art Geheimtür - für „Al Capones Hinterzimmer“, so auch das Motto der Casino-Show.
Am Eingang stilecht ein großer Plüschsessel, daneben das klassische Schuhputzerbänkchen mit Bürsten und Töpfchen für diverse Glanzmittel. „Klar, man kann sich dort die Schuhe putzen lassen, so wie früher“, lacht Heike Biskup. Auch sie hat sich schon vorbereitet: „Doch, ein Pailletten-Kleid und entsprechender Kopfschmuck muss es schon sein“, findet die zweite Vorstandsvorsitzende, die im Zivilleben als Stadtarchivarin eher weniger auf Fransen und Co. setzt.
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„Es gibt auch ,echte’ Jetons, keine gezinkten Karten, alle Spiele sind echt, werden für Beginner sogar vorher fachmännisch erklärt“, sagt Werner Saalfeld. Die ersten Spielmarken seien im Eintritt inbegriffen, so wie auch das Menü und alle anderen Aktionen. Um Geld geht es dennoch nicht - zumindest nicht bei den Besucherinnen und Besuchern. Der Erlös geht nämlich an die Tierfreunde Bottrop e.V., die das Tierheim betreiben.
„Und etwas Werbung für „Konjungtur“ wollen wir natürlich auch machen“, sagt Roberto Giavarra. Denn zuletzt engagierten sich „nur“ noch 18 von einmal 25 Bottroper Unternehmern in dem Zusammenschluss, der seit 20 Jahren Kulturprojekte in der Stadt fördert. In zwei Jahrzehnten sind so immerhin gut 200.000 Euro geflossen – gezielt, nicht wie beim Roulette.
Karten gibt es für 99 Euro (inkl.) bei der Volksbank, der Humboldt-Buchhandlung (beide Kirchhellener Straße), im Musikform und auf kulturkirche-heiligkreuz.de