Bottrop-Kirchhellen. 32 Millionen Tonnen Schutt bilden Bottrops letzte Bergehalde. Trotzdem soll sie unter Naturschutz gestellt werden. Was das für Ausflügler heißt.

Die Stadt Bottrop macht sich wie angekündigt auf den Weg, die letzte Bergehalde des Ruhrgebietes zum Naturschutzgebiet zu machen. Nächste Woche beginnt in der Bezirksvertretung Kirchhellen das Verfahren zur Änderung des Landschaftsplans. „Dabei bekommt der Naturschutz die oberste Priorität“, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken.

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Den vermutlich größten Haufen Schutt auf Bottroper Gebiet unter Naturschutz stellen? Klingt erstmal nach einer schrägen Idee. 32 Millionen Tonnen Bergematerial vor allem aus den Baufeldern unter der Kirchheller Heide hat die RAG von 2000 bis zum Bergbauende 2018 neben der Halde Haniel auf 120 Meter Höhe aufgetürmt. Aber: Schon während der Anschüttung hat die RAG mit der Aufforstung der Halde begonnen. So sind dort auf jeder neu angeschütteten Schutt-Schicht nach und nach insgesamt rund 46 Hektar aufgeforstete Fläche entstanden. Das entspricht einer Fläche von fast 100 Fußballfeldern.

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Ein seltener Vogel: Die Heidelerche ist auf der Schöttelheide heimisch geworden.
Ein seltener Vogel: Die Heidelerche ist auf der Schöttelheide heimisch geworden. © Funke Foto Services | Dirk Bauer

Auf diesen Flächen hat sich in den letzten 20 Jahren ökologisch unglaublich viel getan. Bei der Aufzählung der seltenen Vogel- und Pflanzenarten, die sich vor allem auf dem Haldenplateau finden, geraten die Bottroper Umweltplaner regelmäßig ins Schwärmen. Für Feld- und Heidelerche oder den Neuntöter ist die Halde „das mit Abstand bedeutendste Brutgebiet im Bottroper Stadtgebiet“.

Noch viel seltener sind Pflanzen, die hier wachsen auf dem Bergematerial, noch salzig vom Grubenwasser. Deshalb haben sich hier ruhrgebietsweit die größten Bestände von salzliebenden Pflanzen angesiedelt, wie es sie sonst nur am Meer gibt. Diese Salzausblühungen des Bergematerials und die Salzlachen sowie die Kleingewässer und Blänken wollen die Umweltplaner so lange wie möglich in erhalten.

Bottroper Halde ist eine „außerordentliche Rarität“

Die Bilanz der ökologischen Bewertung liest sich fast wie eine Hymne: „Die Halde Schöttelheide stellt im Hinblick auf ihre jetzige Biotopausstattung und das nachgewiesene Arteninventar sowohl für das Bottroper Stadtgebiet als auch ruhrgebietsweit eine außerordentliche Rarität dar.“ Und sie hat ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: „Sie bietet im Ruhrgebiet die letzte Option, die Entwicklung und den Alterungsprozess von Bergehalden ohne eine vorhergehende touristische oder anderweitige Nutzung zu beobachten und daraus naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren.“

Weil das so ist, haben die Umweltplaner schon früh beschlossen, diese Einzigartigkeiten der Natur mit allem zu schützen, was sie haben. Vom Naturschutzbeirat haben sie im Mai großen Applaus erhalten für die Ansage: Kein Tourismus auf der Schöttelheide. Und: Der Regionalverband Ruhr (RVR), der die Halde 2017 von der RAG übernommen hat, wird dort wohl kaum ein Windrad aufstellen dürfen. Auf einem Teil der 57 ehemaligen RAG-Halden, die der RVR vor allem touristisch erschließen will und dafür rund 50,4 Millionen Euro in die Hand nehmen muss, will der RVR Einnahmen durch den Betrieb von Windrädern erzeugen. Auch die Schöttelheide war als ein Standort im Gespräch.

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Das Verfahren hin zum Naturschutzgebiet hat gerade erst begonnen, in dessen Verlauf könne sich auch der RVR einbringen, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. „So gesehen ist das Windrad noch nicht vom Tisch.“ Aber angesichts des Vorranges für den Naturschutz, räumt er ein, sei grünes Licht für ein Windrad „relativ unwahrscheinlich“.