Bottrop. Künstler Guido Hofmann fürchtet einen Hoheward-Effekt durch eine unnötig lange Abzäunung. RVR ist froh über umfassende Überprüfung durch die RAG.
„Ich bin sauer“, gibt Guido Hofmann unumwunden zu, als er bereits in der vergangenen Woche hörte, dass die bekannten „Totems“ auf der Halde nun mindestens bis Oktober gesperrt bleiben sollen. Er selbst sieht keinen Anlass dafür, das Areal weiter abgesperrt zu halten. „Die akute Untersuchung des Ingenieurdienstleisters DMT hat ja ergeben, dass keine akute Gefahr besteht, auch in näherer Zeit nicht, also hätte man diesen Zaun direkt nach Bekanntwerden des Untersuchungsergebnisses wieder entfernen können.“
Hofmann, selbst Bildhauer und Schüler des bekannten baskischen Künstlers Agustin Ibarrola, der die Skulpturen geschaffen hat, ist nicht irgendwer, der einfach „mal so“ seinem Unmut Luft macht. Wahrscheinlich kennt niemand die Stelen auf dem weiten Rund am höchsten Rand der Halde so gut wie er.
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Von Anfang an arbeitet er eng mit Regionalverband Ruhr (RVR) zusammen, was Pflege und Erhalt des Kunstwerks angeht. Er war es auch, der nach dem letzten großen Vandalismusfall die Stelen wieder in Stand gesetzt hat. Derzeit haben allerdings mehrere Eigentümer nicht nur Mitspracherecht, sondern auch Verantwortung für das, was auf der Halde und im Umfeld der Stelen geschieht. Die sind – im Gegensatz zur Halde selbst, die noch der RAG gehört – im Besitz des RVR.
Der gesamte Haldenkörper wird vor Übernahme durch den RVR noch genau untersucht
Nun soll der Untergrund aber noch einmal gründlich untersucht werden. Das wird laut RAG mindestens bis Anfang Oktober dauern. In dieser Zeit soll auch die Standfestigkeit der zurzeit desolat daherkommenden Haldenarena überprüft werden. Diese neuerliche Großuntersuchung kann Hofmann („und viele, mit denen ich gesprochen habe und die die Halde kennen“) nicht unbedingt nachvollziehen. Seines Erachtens würde es ausreichen, die Stelen mit ihren tonnenschweren Betonfundamenten etwas von der Abbruchkante zurück zu versetzen. „Die, aber auch die Besucher, wären dann nach wie vor dort oben sicher aufgehoben.“
Mit einem Langzeit-Bauzaun würde seines Erachtens schnell ein zweites Hoheward-Gefühl einstellen. Das „Horizontobservatorium“ auf der Halde zwischen Herten und Recklinghausen ist seit über zehn Jahren abgesperrt und gammelt vor sich hin. Die Ursachen- und Verantwortungsforschung läuft immer noch. Das möchte man auch beim RVR nicht noch einmal erleben.
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Die Halde ist noch nicht aus der Bergaufsicht entlassen. „Wir sind froh, dass die RAG als Eigentümer diese große, grundlegende Untersuchung des Haldenkörpers vor der geplanten Übernahme durch den RVR durchführt und dabei auch die Bergarena einbezieht“, sagt RVR-Sprecherin Barbara Klask. RAG und RVR sind im Austausch über die Endgestaltung bei Übernahme. Wann diese stattfinde, stehe noch nicht fest.
Die Frage der Haldenentwässerung zur Stabilität des Haldenkörpers sei noch zu klären. Aber: „Die Halde Haniel in Bottrop gehört sicherlich zu den Leuchttürmen unter den Ruhrgebietshalden.“ Das verdankt die Halde allem ihren drei Attraktionen: dem Kreuzweg, den Stelen von Ibarrola und der Bergarena als ungewöhnlichem Kulturort.