Bottrop-Kirchhellen. Bei Roggen, Gerste und Weizen erwarten die Bauern in Bottrop wegen des Extrem-Wetters schlechtere Qualität. Insgesamt sieht’s durchwachsen aus.

Hitze, Trockenheit, Dürre: Wetterphänomene, die den Landwirten in den vergangenen Jahren zusetzten, scheinen in diesem Jahr kein Thema zu sein. Der zuletzt ersehnte Regen fällt nun fast zu reichlich. Hitzeschäden vor allem beim Obst gibt es nicht und die Trockenheit von Mai und Juni, die die Spargelernte zuletzt trübte, ist vergessen. Kirchhellens Landwirte zeichnen dennoch ein gemischtes Bild. Vor allem wer jetzt gerade sein reifes Getreide ernten müsste oder Stroh von den Feldern holen will, wünscht sich derzeit ein paar trockene Tage oder auch etwas höhere Temperaturen, gerne mit Sonne.

Thomas Overgünne gehört zu denen, die etwas aufatmen konnten. Sein Emmer, das Urgetreide, das zum Beispiel bei Markus Kläsener verbacken wird, konnte er so gerade noch einfahren, bevor der Dauerregen ihm einen Strich durch die Rechnung machen konnte. „Vor rund zwei Wochen, bei der vorletzten Schützenübung, waren wir draußen und haben alles reinholen können“, freut sich Overgünne vom gleichnamigen Hof an der Hackfurthstraße. Dass er so die Übung verpasste: „Sei’s drum.“ Einen Tag später wäre es für seine Emmer-Ernte zu spät gewesen.

Schwere Landmaschinen können die Felder zurzeit gar nicht befahren

Schwere Landmaschinen können zurzeit die meisten Felder gar nicht befahren, sie würden einsinken in den durchweichten Boden. Das Stroh liege aber noch auf den Feldern. Es sollte Futterstroh werden, sei aber jetzt nur noch zum Einstreuen zu verwenden, so der Landwirt. Bei Roggen oder Gerste sei es inzwischen problematisch, das weiß er auch von seinem Bruder Michael, der in Gladbeck den Overgünne-Hof bewirtschaftet.

Getreidefelder am Scheideweg – im Hintergrund der Kirchturm von St. Johannes. Derzeit sind die Böden viel zu nass und weich, um mit großem Gerät zu ernten. Weizen, Roggen oder Gerste sind viel zu feucht und müssten vor dem Lagern erst aufwändig getrocknet werden. Zum Teil treibt das Getreide schon aus.
Getreidefelder am Scheideweg – im Hintergrund der Kirchturm von St. Johannes. Derzeit sind die Böden viel zu nass und weich, um mit großem Gerät zu ernten. Weizen, Roggen oder Gerste sind viel zu feucht und müssten vor dem Lagern erst aufwändig getrocknet werden. Zum Teil treibt das Getreide schon aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Was jetzt noch an Getreide steht, treibt entweder noch auf dem Halm aus oder fällt reif aus der Ähre (Ausfallgetreide), wenn es wie angekündigt, wieder wärmer und trocken wird. In jedem Fall werden Qualität und Menge leiden. „Und wenn das Getreide zu feucht geerntet wird, muss es getrocknet werden. Beides übernimmt bei den hiesigen Höfen meist ein landwirtschaftlicher Dienstleister mit seinen Maschinen“ so Michael Overgünne. „Das kostet wiederum mehr Energie, was uns am Ende vom Preis abgezogen wird.“

Für das, was jetzt noch überreif auf den Feldern steht, werden die Erntezeitfenster extrem eng, wenn es jetzt trockener wird. „So viele Maschinen stehen dann wohl gar nicht zur Verfügung, das wird ein Rennen gegen die Zeit.“

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Bauer Frederik Steinmann blickt gerade mit Sorgen auf den Weizen. Die Gerste wurde schon vor dem großen Regen geerntet. Der Weizen sei aber gerade extrem reif, die Körner wüchsen zum Teil schon wieder aus – und wenn es jetzt tatsächlich trocken würde, konnte es zum sogenannten Ausfallgetreide kommen. „Wir müssen eben sehen, jetzt alles vom Acker zu bekommen.“

Was schon im Lager liege, sei bereits minderwertiger. Steinmann baut Futterweizen zumeist für Mastschweine an, keinen Brotweizen oder den höchstwertigen Eliteweizen, der meist zum Aufbessern der geringeren Qualitäten genutzt würde. Deutschlandweit würden wohl auch diese besten Sorten in diesem Jahr an Qualität einbüßen, prognostiziert Steinmann.

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Beim Obst zwingt Steinmann das nasse Wetter zur Ernte von Blaubeeren und Himbeeren. „Die Qualität sinkt etwas durch die momentane Nässe und dadurch auch die Preise“, weiß der Landwirt. Die Freiland-Erdbeeren seien aber zum Glück fast schon durch. Mais und Gras freuten sich hingegen über den Regen. Sein Fazit: Verglichen mit den Hitzejahren ein eher typischerer deutscher Sommer, lediglich mit zu viel Regen am Stück. Böden und Wälder könnten den aber immer noch brauchen.

Pilzbefall und Fäulnis sind mögliche Folge bei anhaltender Nässe

Einer, der neben Obst vor allem auf Zwiebeln und Kartoffeln setzt, ist Philipp Maaßen. Auf seinen Höfen in Kirchhellen und dem Liesenfeldhof in der Boy läuft gerade noch die Frühkartoffelernte. „Die ist nur in Kleinmengen möglich, da die Böden viel zu nass und weich ist“, sagt der Bauer. Auch er hofft auf eine Regenpause. Denn bei zu viel Nässe würde das Kartoffelkraut unter Pilzbefall leiden. Wie die Ernte der späteren Speisekartoffelsortenausfalle, ließe sich noch nicht voraussagen. Da hofft er aber auf ein „normales Jahr“ – im Gegensatz zu den Zwiebeln. „Die haben sich schlecht entwickelt, wir konnten erst spät säen, es war zu nass, dann lange zu trocken, jetzt wieder die stehende Nässe.“

Äpfel werde es auf jeden Fall weniger geben, Sturm und Regen hätten für viel Fallobst gesorgt, der Hagel auch für „Dötschen“ auf dem beliebten Obst der Deutschen. Vielleicht dann doch auf Birnen setzen? Für die werde es, laut Philipp Maaßen, es ein gutes Jahr. Wärme und Sonne seien jetzt genau richtig und würden vor allem Süße ins Obst treiben.