Bottrop. Im März traf ein Nebenkostenschock Vonovia-Mieter in Welheim: Bis zu 4400 Euro sollten sie nachzahlen. Jetzt feiern sie einen Teilerfolg.

Im März traf ein Nebenkosten-Schock viele Mieter in Welheim. Für Heizung und Warmwasser sollten sie bis zu 4400 Euro nachzahlen, zudem explodierten die Abschläge. Mit wachsender Verzweiflung wehrten sich die Mieter gegen die aus ihrer Sicht völlig überzogenen Forderungen.

20 von ihnen sind sogar vor Gericht gezogen. Jetzt können sie einen Teilerfolg feiern: „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Zumindest in diesem Jahr müssen wir nicht ausziehen“, freut sich Marina Scharnowski, eine der Sprecherinnen der Mietergemeinschaft Gartenstadt Welheim.

Gut für Bottroper Mieter: Vonovia verzichtet auf fast eine Viertelmillion Euro

Grund für die Erleichterung in Welheim ist ein Schreiben der Vonovia an die betroffenen Mieter. Darin heißt es: „Aus Kulanz“ werde das Unternehmen einen Großteil der Nebenkosten selbst übernehmen. Das Unternehmen verzichtet damit darauf, fast eine Viertelmillion Euro, die Vonovia an den Heizungsbetreiber gezahlt hat, von seinen Mietern zurückzufordern. Damit sinken die zu verteilenden Kosten von rund 485.000 auf 218.000 Euro.

Marina Scharnowski im März 2023 mit den vierstelligen Nebenkostennachforderungen der Vonovia. Inzwischen feiert sie einen „Teilerfolg“, wie sie sagt.
Marina Scharnowski im März 2023 mit den vierstelligen Nebenkostennachforderungen der Vonovia. Inzwischen feiert sie einen „Teilerfolg“, wie sie sagt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für die meisten Mieter bedeutet das eine spürbare Entlastung, sagt Marina Scharnowski: „In der Regel fordert der Konzern jetzt nur noch maximal einige hundert Euro. Bei einigen Mietern ergibt sich sogar ein kleines Guthaben.“

Vonovia-Sprecherin Bettina Benner betont, dass der Verzicht auf den Großteil der Forderungen kein Eingeständnis eines eigenen Fehlers ist. „Wir kommen nach wie vor zu dem Ergebnis: Wir haben die entstandenen Kosten „vertragsgemäß und korrekt abgerechnet“.

Und weiter: „Uns ist aber bewusst, dass die teilweise hohen Abrechnungen viele Mieter vor immense finanzielle Herausforderungen stellen.“ Vonovia werde die erhöhten Voraussetzungen nicht grundsätzlich reduzieren, wie es die Mietergemeinschaft fordert.

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In den betroffenen Haushalten betreibt die Vonovia die Heizungen nicht selbst, sondern hat einen Wärmeliefervertrag („Contracting“) mit dem Energietechnikunternehmen Techem Solutions. Nach Vonovia-Angaben hat Techem vom Abrechnungsjahr 2020/21 auf das nächste den Arbeitspreis von 57,06 Euro pro Megawattstunde auf 190,63 Euro angehoben, also mehr als verdreifacht.

Der Abrechnungszeitraum lief von April 2021 bis Ende März 2022, als die Energiepreise nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine explodiert waren. Die Mieter seien „ganz besonders stark“ vom Preisanstieg an den Energiemärkten betroffen gewesen. Deshalb habe Vonovia auf den Großteil der Forderungen verzichtet, um „unseren Mietern als verlässlicher und sozialer Partner zur Seite zu stehen und sie finanziell zu entlasten“.

Bottroperin fragt: Und was wird nächsten Winter?

Alles gut also nach dem Nebenkosten-Schock? „Schön wär’s“ sagt Marina Scharnowski. „Leider hat die Vonovia keine Zusagen dazu gemacht, wie sie im kommenden Winter eine bezahlbare Wärmeversorgung sichern will.“ Sabrina Braun von der Mietergemeinschaft fasst die Forderungen so zusammen: „Wir fordern, dass die Vonovia bis August nachweist, dass sie die zukünftigen Kosten auf ein erträgliches Maß reduzieren wird.“

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Für die Mietergemeinschaft und der Mieterinnenverein Witten, der ebenfalls Welheimer Vonovia-Mieter vertritt, sind die Abrechnungen nach wie vor nicht vollständig belegt. „Deshalb können unsere Mitglieder auch die restlichen Nachforderungen zurückhalten“, sagt Vereinssprecher Knut Unger. Und Marina Scharnowski sagt: „Wir machen weiter.“ Bettina Benner von Vonovia versichert: „Wir prüfen alternative Möglichkeiten zur Heizungsversorgung und befinden uns dazu in konstruktiven Verhandlungen.“